Subject: Briefe vom 22.8. From: "Bernd Strangfeld" Date: Mon, 24 Aug 2015 21:22:15 +0200 To: Ernstmeyer Lieber Jochen, heute nachmittag sind wir von einer Woche in Weimar zurückgekommen, wo wir bei einer Freundin gewohnt und nach und nach alle Freunde gesehen haben, die wir dort zum Teil seit über 40 Jahren kennen. Das war sehr gut, wir fühlten und so sehr dazugehörig, so selbstverständlich vertraut, beheimatet. Haute abend fanden wir Deine Briefe, ja nicht unbedingt an uns gerichtet, aber Du wolltest uns doch einbeziehen, danke. Ich finde nicht so schöne und kluge Worte wie Du, aber wir denken sehr intensiv an Dich und Margaret , sehen Margaret im Bett liegen und Dich am Tischchen daneben mit Deinem Laptop oder Notebook, für das Du ein deutsches Wort gefunden hast, meinen Margarets Worte zu hören und Deine begütigenden Trostworte. Ärgern uns über Deine "angeheirateten Geschwister" mit ihrem "Wahrheit"-Fimmel. Wir finden, Du machst alles Diesbezügliche ganz richtig, so wie schon damals als Arzt in Virginia.Wir hoffen, dass Margaret nicht weiterhin von Schmerzen und Ängsten gequält wird, dass sie Ruhe und Zuversicht findet. Vor einiger Zeit habe ich mich mit meiner 89jährigen Freundin mit Rilkes Gedicht "Herbst" beschäftigt, "Die Blätter fallen, ...Sie fallen mit verneinender Gebärde." Und die Zeilen, die ich am schönsten finde, sind diese: "Und in den Nächten fällt die schwere Erde/ Aus allen Sternen in die Einsamkeit." Das passt jetzt wahrscheinlich gar nicht zu dem, was Du erlebst und denkst. Von Schemellis Gesangbuch habe ich noch nie gehört. Wie schade, und enttäuschend für Dich, dass Du in mir eine so ungebildete Korrespondentin hast! Wir wünschen Euch beiden glücklichen Frieden und inniges Beisammensein. Deine Gertraud und Bernd.