Subject: Einbruch in Nantucket From: "Bernd Strangfeld" Date: Thu, 15 Dec 2016 10:34:56 +0100 To: Ernstmeyer Lieber Jochen, es kommt wirklich immer doller! Wer wohl der Auftraggeber dieses Einbruches war? Jedenfalls scheint ein Auftrag doch nicht abwegig. Ich finde es außerdem großartig, wie Du durch all diese komplizierten und verdrehten Vorgänge durchfindest und immer Haltung bewahrst, Dich einer angemessenen, sachlichen, höchst kompetente Sprache bedienst und gelassen wirkst. Ob die Staatsarbeiter wohl Deine gelegentliche vornehme Ironie bemerken? Zu bedenken, wie viele Leute, angeblich hochqualifzierte, mit dieser "Rechtssache" (haha!) wie lange beschäftigt sind, was das für Zeit und Energie und Geld kostet, wo doch der Fall jedem vernunftbegabten Menschen so völlig klar ist... Aber diese Leute werden wohl Trump gewählt haben. Leder kann man nicht sagen "Serve them right", weil die Folgen unabsehbar sind. Gleich fahren wir für einige Tage nach Weimar, einen alten Freund beerdigen, aber eben auch all die anderen, zum Glück noch lebenden Freunde wiederzusehen. Gerade habe ich in alten Fotos gekramt und bin auf all die Naturbilder von unserem letzten Besuch bei Euch im September 2006 (!!) gestoßen. Was wir da alles erlebt haben! Weißt Du noch, Ihr seid mit uns zu einer Farm gefahren, wo es das allerherrichste Eis gab und außerdem jeden Menge Michelmas Daisies und Golden Rods mit vielen Monarch-Schmetterlingen. Dazu haben Bernd und ich einen Spaziergang durch einen sehr malerischen Wald gemacht. Ein anderes Mal - oder war das am selben Tag? - sind wir zwischen Seen spaziert, haben furchtlose Graureiher und Japanese Beetles gesehen und waren sehr begeistert. Erinnerst Du Dich, wir haben Euch anschließend ein kleines Fotoalbum mit allerlei dieser Bilder geschickt. Es wird Zeit zum Aufbruch. Türen und Fenster zu, Nachbarn informiert, Gepäckstücke gezählt, auf gehts. Versuchen, nicht zu oft an Aleppo zu denken mit diesen Unsäglichkeiten. Das Böse scheint allenthalben zu siegen, und wir leben auf einer - noch - glücklichen Insel und versuchen die Augen zuzumachen. Trotzdem, oder auch deswegen, wünschen wir Dir Mut, Zähigkeit, Humor und Ironie und Abstand. Viele herzliche Grüße! Deine Gertraud und Bernd.