Subject: Dein Brief vom 19.1. From: "Bernd Strangfeld" Date: Wed, 8 Feb 2017 12:33:19 +0100 To: Ernstmeyer Lieber Jochen, eigentlich wollte ich Dir sofort antworten auf Deinen lieben langen Bief, aber verschiedenes kam dazwischen. Es braucht ja ein wenig Ruhe und Besinnung. Vieles schreibst Du, zu dem ich etwas sagen möchte, nichts Bedeutendes und schon gar nicht Hilfreiches, aber trotzdem. Angefangen mit Deinen Hüften, die Dich sehr beeinträchtigen. Sie auszutauschen hast Du womöglich nie in Erwägung gezogen. Wir kennen viele, die das haben machen lassen und seither viel beweglicher sind, aber das ist Dir ja bekannt. Es tut mir leid, dass Du Schwierigkeiten damit hast, zumal man selber höchst wenig oder gar nichts zur Besserung beitragen kann. Leider! Du siehst, mein erster Beitrag ist völlig überflüssig. Nantucket! Der Fluch! Klar, wie Du sagst, alles war seit langem zu erwarten, Du hast aber auch mehrmals gesagt, dass Dich dieser ungleiche Wettkampf mit wild entschlosenen, dem Recht abholden Juristen belebt, Deine Krativität beflügelt, Dich vielleicht sogar am Leben hält.. Das Treiben von Behörden und Justiz macht fassungslos, hat Dich abeer immerhin zu rechtskundigen Höchstleistungen beflügelt und Dich viele Jahre intensiv beschäftigt. Du hast gesagt, dadurch werde Dein Sinn für Humor gestärkt, ein sehr schwarzer HUMOR NATÜRLICH: hier hat er wöchentlich höchstdosierte Düngung erfahren. Nun aber weiß ich nicht, was mit dem bekämpften Haus weiter geschieht: Soll nur die Heizung raus, das Übrige aber bestehen bleiben? Und fühlt sich Clemens dafür verantwortlich, wird er etwas tun, veranlassen? Und ist begründete Hoffnung, dass das Haus eines Tages von Deiner Familie bewohnt werden kann? Naja, und wasmich auch beschäftigt, ist, warum man Dir von allen offiziellen Seiten solche andauernden Schwierigkeiten bereitet hat. Was ist Besonderes daran, dass Du dieses Grundstück gekauft und bebaut hast? Du bist doch vielleicht nicht der Einzige mit dergleichen Aktivitäten. Über Nachrichten von Nathaniel freuen wir uns immer besonders. Mir scheint, er geht unermüdlich schwungvoll und begeisternd zu Werke, so dass andere angesteckt werden und sich gern Beine für ihn ausreißen, den Bogen schwingen, in die Trompete blasen und ihn anstrahlen. Wir wünshen ihm von Herzen alles Gute! Und wie schön, dass gerade er sich so gut mit Dir versteht. Deine Sonnette haben wir nun komplett ausgedruckt und finden sie vielfach so richtig gut. Daran kann man lange lesen und über vieles nachdenken, sich freuen über unerwartete Reime, den fast immer perfekten Rhythmus bewundern. Wie gut, dass Du diese Art zu trauern gefunden hast - phänomenal! Aber natürlich traurig, melancholisch, sehnsuchtsvoll. Du und Margaret habt Euer ganzes Leben (fast) miteinander verbracht, Ihr wart Euch so nahe, so vertraut, so selbstverständlich immer fürsorglich füreinander da, ähnlich wie Philemon und Baucis, dass man sich gar kein getrenntes Ende vorstellen kann, und nun musst Du sozusagen halbiert ausharren. Schlimm. Und kannst andererseit zurückblicken auf unendlich viele Erfahrungen, auf ein reiches, vielfältiges Leben im Einklang mit Margaret. Das ist sicher ein sehr großes Geschenk (von wem? ).Dass Du in der Lage bist, das auszudrücken , so dass Du Dich an der Sprache, den Texten erfreuen kannst, ist, finde ich, ein weiteres Geschenk. Oh je, das klingt ja mächtig pastoral! Ich mache besser Schluss. Gleich werde ich im Fitnes-Studio meine unwilligen Muskeln etwas ermuntern, meinen Geist damit beschäftigen, wie viele Wörter sich aus den verschiedenen Wörtern der Anweisungen auf dem Display des Trimmrades bilden lassen. Voriges Jahr habe ich zusammen mit meiner Schwägerin, der Frau meines Vetters in Südfrankreich, aus "gesundheitlichem" 113 Wörter gezogen! Wir waren doch sehr verblüfft. Du siehst, ich wandle im Banalen. Jetzt mache ich mich auf die Socken, ungern, aber entschlossen . Die Vögel singen morgens schon, der Schnee des Januar ist geschmolzen. Aber es gibt wohl noch mehr. Früher war der Februar der zuverlässigst e Wintermonat. Wir grüßen Dich herzlich und wünschen Dir weiterhin viele Musenküsse! Deine Gertraud und Bernd.