19970614.00
Der Roman soll darstellen, an den Entwicklungen des Joachim
Magus, und seines Widerparts Matthias Cranach wie der Mensch
aeuszerlich gedeiht indem er sich seiner Gesellschaft anpaszt,
wie er aber innerlich durch diese Anpassung vergeht. Es soll die
verschiedenen Weisen der Idealisierung beschreiben, und den
Anlasz, die Mittel, und die Folgen der Entidealisierung. Es soll
den Bewusztseinsgehalt von Willen und Vorstellung schildern darin
des Menschen Welt besteht.
Uebrigens scheint es mir, dasz der Wille schon an sich
subjektiv ist, und dasz demgemaesz die Objektitaet des Willens
eine Unmoeglichkeit ist, es sei denn als Wille Gottes. Ueberhaupt
scheint mir die Existenz Gottes als das unausweichbare
(inescapable) Korrelat der Subjektivitaet des Menschen. Und
dementsprechend die Ableugnung Gottes (denial) die Ableugnung der
(unvermeidlich) eigenen Subjektivitaet. In diesem Sinne sind
Gott und Ich an einander gekettet, mit einander verbunden. Gott
kann nicht ohne Ich (ohne mich) ; ich kann nicht ohne Gott
bestehen.
So ist ein Subjekt werden, wie Kierkegaard es forderet, eins
werden mit Gott: eine Assimilation des Willens und dessen
Objektitaet. Die Erloesung ist das Subjektwerden, ist die
Aufloesung der Objektitaet des Willens, oder mit anderen Worten
dieweil der Mensch lebt, die Verschmelzung der Subjektivitaet des
Willens mit seiner Objektitaet. Vergleichbar mag postuliert
werden, dasz die Verschmelzung der Objektitaet des Erkennens mit
dessen Subjetitaet die eigentliche Wahrheit des Erkennens sei.
Aber dies Thema bedarf anderen Ortes ausfuehrlicherer
Betrachtung.
Die unaufloesbare Beziehung (indissoluble bond) von Gott und
ich besagt (entails bewirkt) dann auch die Problematik eines
vermeintlich oeffentlichen allgemeinen Gottes. Die Behauptung
eines oeffentlichen Gottes fuehrt auf neue, besonders
eindringliche Weise auf den Widerspruch von Ich und Gesellschaft.
Dasz das Ich der Welt gegenuebersteht, dasz der Mensch im
All der Natur untergeht, ist doch etwas anderes als dasz der
Mensch in der Gesellschaft unterginge, oder in die Gesellschaft
verschmoelze. Denn die Gesellschaft ist ein Bestandteil seiner
selbst bestimmt sein Bewusztsein, in einer mehr spezifischen,
einer mehr bestimmten Weise, wie die Weise in welcher die
allgemeine, namenslose Natur sein Bewusztsein bestimmt.
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