19970628.00

     Wie verhaelt sich die Erkenntnislehre zur Ontologie?
Behaupten wir nicht, wenn wir Ontologie beanspruchen, dasz
Erkenntnistheorie ueberfluessig ist?  Ontologie zu beanspruchen
bedeutet das Sein erkannt zu haben.  Was kommt es dann noch auf
die Weise des Erkennens an?

     Umgekehrt, ist es nicht, weil uns das Sein der Dinge
entgeht, weil unsere Erkenntnisversuche immer nur auf Schein
hinauslaufen, weil unsere Erkenntnis des Seins mit Fehler und
Versagen behaftet ist, dasz wir an der Moeglichkeit bezweifeln,
das Sein zu begreifen?  Solcher Verzweiflung entwaechst das
Interesse an der Erkenntnistheorie.

     Man moechte jedoch behaupten, dasz die Unzulaenglichkeit der
Antwort in der Fehlerhaftigkeit der Frage wurzelt.  Man fragt,
"Was ist das Sein?"  Vielleicht ist die gueltige Antwort darauf,
dasz das Sein nur ein Wort ist, welches nur auf die vermeinte
Gueltigkeit unseres Denkens deutet, dasz unserem Denken aber die
Gueltigkeit die wir beanspruchen entgeht.

     Ontologie besagt die Unbestimmtheit, vielleicht sogar die
Unbestimmbarkeit des Seins.  Die Ontologie abzulehen besagt dasz
Ontologie ueberfluessig ist, entweder, weil das Sein fraglos
besteht oder weil das Sein unmoeglich bestehen kann.

     Die Fragen der Ontologie ergeben sich nicht aus dem Erleben
sondern aus der Sprache; ergeben sich also in umstaendlicher
Weise aus einem von der Sprache gefoerderten kuenstlichen
Erleben. Heute abend erscheint es mir, dasz dies Erleben nicht
uebermaeszig beachtenswert ist; und dasz es vernuenftiger waere,
seine Zeit auf andere Fragen als die der Ontologie zu verwenden.

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