19980315.00

     Die Betrachtung des menschlichen Geistes ist mit
vergleichbarer Problematik behaftet wie die Betrachtung des
koeperlichen Daseins des Menschen.  Ich habe sie oft geruehmt,
die interessenlose Beschaulichkeit des Arztes, der um die
Krankheit (Bescheid) weisz, ohne sie selbst zu erleiden.  Ich
habe auch vielmals die Ungerechtigkeit ueberlegt, die darin
liegt, zu wirken zu beanspruchen, wo man nicht erlebt, wo man
nicht leidet.

     Kierkegaard sagt ganz richtig, dasz der Mensch die
Wirklichkeit der Existenz des anderen nicht zu ergreifen vermag.
Das stimmt in der Philosophie nicht weniger als in der Medizin.
Beansprucht man dennoch  den anderen zu verstehen, so betruegt
man sich selbst, die Welt, oder beide.

     Das kierkegaardsche Schriftwerk ist vorbildlich auch fuer
den Widerspruch der damit zum Ausdruck kommt, dasz man versucht
das Unverstaendliche zu verstehen, das Unerklaerliche zu
erklaeren, mit anderen Worten, fuer den Widerspruch der darin
liegt die Inwendigkeit eines anderen zu erscheuen oder auch nur
anzudeuten; und fuer den weikteren Widerspruch, dasz man seine
eigenen Gefuehle verinnerlicht zum Ausdruck zu bringen versucht.

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