19980914.01
Was ist Anschauung - anders als die vorbegriffliche,
preconceptual Taetigkeit des Gemuets, des Gehirns, des Geistes.
Denn dasz Begriffe nicht bedingungslos, grundlos, wurzellos im
Bewusztsein auftreten, dasz sie als notwendige Folge dem Wesen
und dem Erleben des Einzelnen entspringen, das ist eine
Selbstverstaendlichkeit, die keines Beweises bedarf. Dasz dies
urspruengliche Denken und Fuehlen, dasz diese urspruengliche
Geistestaetigkeit nicht begrifflich ist, sondern sozusagen
vorbegrifflich, das bestaetigt einem jeden sein eigenes Erleben,
wenn er jemals nach einem passenden Ausdruck suchte, wenn er
jemals das Unvermoegens gespuert, sein Denken in Worte zu
kleiden, wenn er jemals empfunden hat, wie unzulaenglich diese
Worte in Hinsicht auf das, was er bestrebt ist auszudruecken.
Die Geringschaetzung der Anschauung, der Anspruch alles
Geistige zu dem Begriff zurueckzufuehren und im Begriff zu
gruenden, und die Leugnung und Miszachtung allen anschaulichen,
vorbegrifflichen Erlebens, besagt eine seichte Auffassung
menschlichen Erlebens, etwa wie die des Positivismus.
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