20000729.02 Es ist, wenn ich recht verstehe, die allgemeine Voraussetzung, dasz alle Handlungen, dasz die Stunden seines Waches ununterbrochen und lueckenlos mit dem Bewusztsein seiner Selbst, mit dem Bewusztsein seines Ich eingenommen (und ausgefuellt) sind. Bei genauerer Ueberlegung aber scheint mir, dasz dies ein Irrtum ist. Dasz in vielen, wenn nicht gar in den meisten Umstaenden, der Mensch seine angespannte Aufmerksamkeit auf das, und nur auf das richtet, was er tut; dasz das Bewusztsein gaenzlich auf die Aufgabe gerichtet ist, die ihn beschaeftigt: wenn ich Autofahre konzentriere ich mich auf das Autofahren, wenn ich zugleich meiner Subjektivitaet nachforsche, laufe ich Gefahr einen Unfall zu verursachen. Wenn ich Klavier spiele ist meine Aufmerksamkeit voellig auf das Hervorbringen der Akkorde und der Melodie gerichtet. Ich denke nicht darueber nach, wie ich meiner Finger setzen soll, das alles geht unbewuszt vor sich; sonst verspiele ich mich, sonst mache ich im Spielen Fehler. geschweige denn dasz ich meiner Subjektivitaet meines Ich bewuszt waere. Die Betrachtung meiner selbst ist im allgemeinen eine Ablenkung, so stark, dasz ich sie mir nicht leisten kann. Im allgemeinen bin ich mir einer Handlung als spezifisch von mir geleistet bewuszt nur im Rueckblick. Es is die Erinnerung welche meine Handlung an mein Selbstbewusztsein kettet, welche mich einer Handlung als der meinen bewuszt werden laeszt. Dies wiederkehrende (recurrierende) Bewusztwerden meiner selbst ist wiederum selbststaendige Handlung welche in der Wahrnehmungsreihe eine Stelle vergleichbar mit anderen (und unbewuszten) Wahrnehmungen hat. Es ist eine uebermaeszige Vereinfachung (it is an excessive oversimplification) Wahrnehmungen als entweder bewuszt oder unbewuszt zu kennzeichnen. Da jede (intensive) Taetigkeit, ich benutzte das Autofahren und das Klavierspiel als Beispiele, derart in anspruch nimmt, dasz ich mich dabei selbst vergesse, dasz ich mir dabei meiner selbst unbewuszt bin, wo ich doch Momente spaeter gewahr werde, - in einer weiteren Wahrnehmung, - dasz ich es war, der handeltes; so ist es unumgaenglich unter den Wahrnehmungen Abstufungen des Selbstbewusztseins zu konstatieren, und nicht nur des Selbstbewusztseins, sondern des Bewusztseins ueberhaupt; denn von manchen, gar an viele Handlungen vermag ich mich garnicht zu erinnern, und von solchen Handlungen musz ich schlieszen, dasz ich sie unbewuszt getan haben musz. Sobald ich aber diese unbewuszten Handlungen erwaehne wird es klar dasz tatsaechlich die Mehrzahl meiner Handlungen unbewuszt ist, insofern als ich nicht vermag mich an sie zu erinnern, und nur aus aeuszeren Umstaenden schlieszen musz, dasz ich es war der sie tat. Wenn es notwendig ist, wie ich behaupte, anzunehmen, dasz es unbewuszte Wahrnehmungen gibt, so beurteile ich diese Wahrnehmungen trotz ihres Unbewusztseins dennoch als Wahrnehmungen, weil sie potentiell als Erinnerungen im Bewusztsein aufzutauchen imstande (faehig, vermoegend) sind; auch weil ich aus den Umstaenden schliesze, dasz solche unbewuszten Handlungen welche "automatisch" scheinen dennoch vom Geist (Gemuet, Gehirn) gesteuert sein muessen, weil sie unter Umstaenden bei dem geringsten stoerenden Einflusz unterbrochen oder zumindest wesentlich verwandelt werden. * * * * *

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