20001221.00 Der Widerspruch von Individuum und Gesellschaft welcher die Problematik des Wissens praegt, spielt auf dem Gebiete der Ethik eine vergleichbare, wenn nicht noch groeszere Rolle. In die ethischen Fragen: Was ist gut, oder was ist das Gute, und die Fragen: Was musz ich tun, was muessen wir tun? spielt der Zwiespalt des Menschen als Einzelner und als Gesellschaftswesen entscheidend hinein. Im einfachsten, primitivsten Sinne ist das Gute, das Gute fuer den Einzelnen: in der Gegenwart (gegenwaertig, presently) ist es die Abwesenheit von Schmerz und Krankheit, in der Zukunft (zukuenftig) wird es seine Gesundheit, sein koeperliches und geistiges Wohlergehen, sein Ueberleben sein. Zwar ist es vorstellbar, dasz der Einzelne in einer engen Gegenwart selbstgenuegsam zu sein vermoechte, aber die Zeitspanne in welcher eine denkbare (conceivable) Unabhaengigkeit waehrt ist kurz; und eh er es gewahr wird, befindet er sich in unloeslicher Bindung an seine Mitmenschen verstrickt. Auch auf beschraenkte Dauer ist das Gedeihen des Einzelnen moeglich nur auf dem Boden - und im Rahmen - der Gesellschaft, im Rahmen des Zusammenwirkens der vielen anderen Menschen. Und so werden nicht nur fuer den Einzelnen sondern auch fuer die Gesamtheit das Wohl der Gesellschaft und das Wohl der anderen Menschen gleichfalls Kriterien, Maszstaebe des Guten. Indessen wird das Wohl des Einzelnen ein Wertmaszstab fuer die Ordnung der Gesellschaft. Ist der Mensch wirklich nur auf sich selber gerichtet? Es wird auch die Natur in verschiedenen besonderen Sinnen zum Maszstabe des Guten: =============== Es ist auch moeglich die ethische Problematik, den Komplex der ethischen Probleme, aus voeelig entgegengesetzter Perspektive zu betrachten: Vorauszusetzen, dasz es ein vom Menschen unabhaengiges, unbedingt Gutes gibt, dem sich zu fuegen seine Pflicht, sei dies nun als logisches Prinzip, als Kraft (vgl. das Schwergewicht, die Gravitation) oder als Person, als Gott, vorgestellt. Damit stellte sich die Frage, wie denn dieses Urprinzip des Guten zu entdecken sei, und wie, wenn es entdeckt ist, man sich vergewissern vermoechte, dasz dies wirklich das gemeinte Gute sei. Man behauptet dann, die Erkenntnis des Guten sei jedem Menschen eingegeben; es sei ein inneres Licht, eine innere oder aeuszere Offenbarung welche dem Menschen dies unbedingt Gute a erkennen liesze. Nun ist es zwar nicht unmoeglich, dasz sich die Menschen (in einer Gruppe) ueber dies Existenz eines unbedingt Guten verstaendigen; aber scheinbar ist es dann doch nur das Wort, denn man verm,ag nicht leicht sich ueber die einzelnen Bestimmungen des Guten zu vereinbaren =============== Sind einmal die Werte aufgestellt, deretwegen der Mensch zu handeln verpflichtet ist, so bleiben dennoch uneroertert die Art, das Ausmasz und das Ziel der erforderten Handlung. * * * * *

Zurueck : Back

Weiter : Next

Index 2000

Website Index

Copyright 2005, Ernst Jochen Meyer