20020209.04
Der Dogmatiker verhaelt sich zum Oekumenisten (Pluralisten)
wie der Einzelne zur Gesellschaft. In der Einsamkeit des
Inneren, verfestigt sich der Ausdruck zur Unbedingtheit. Der
Irrtum des Dogmatikers ist sein Anspruch die Unbedingtheit seiner
Ueberzeugungen spekulativ, dogmatisch auf die Aussenwelt, auf die
Mitmenschen zu uebertragen. Damit begeht er an ihnen ein grosses
Unrecht. Die einzig wahrhaftige Haltung des Einzelnen seinen
Mitmenschen gegenueber ist eine dialektische. Die spekulative
Haltung des Dogmatikers ist unwahr, ist ein Verrat an seiner
Innerlichkeit.
Der Oikumenist, andererseits, der alle Glaubensrichtungen
als gleich gueltig betrachtet, ist in Gefahr sie alle als
gleichgueltig zu betrachten. Er begeht den entgegengesetzten
Fehler, insofern als er beansprucht die Gueltigkeiten der
verschiedensten religioesen Richtungen spekulativ zu bestaetigen.
Doch ist die Gueltigkeit der religioesen Richtungen der
Spekulation unerreichbar. Denn Gueltigkeit in Fragen der
Religion, das heisst, Wahrheit, ist stets subjektiv. Nur mittels
einer dialektischen Bewegung erreicht der aussenstehende
Oekumenist die anderweitig unerreichbare Innerlichkeit des ihm
gegenueberstehenden Dogmatikers, - wie auch eine dialektische
Bewegung zu der Unbedingtheit der eigenen Ueberzeugungen
unentbehrlich ist, wenn nicht die eigene Ueberzeugung mit den
anderen Objektivitaeten verweht werden soll.
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