20050317.00

     Ob die Subjektivitaet die Wahrheit ist.

     Die Behauptung "Die Subjektivitaet ist die Wahrheit," ist,
wenn man der Subjektivitaet die Objektivitaet entgegen setzt,
unwahr. Denn er besagte das selbe wie "Die Objektivitaet ist die
Unwahrheit." Wenn aber die Objetivitaet die Unwahrheit ist, dann
muss auch der Satz "Die Objektivitaet ist unwahr." unwahr sein.
Die Objektivitaet, und nicht die Subjektivitaet waere dann die
Wahrheit; und diese Feststellung entspricht selbstverstaendlich
der allgemeinen, herkoemmlichen Ueberzeugung. Ist aber denn noch
unwahr.

     Der Widerspruch von Innen und Aussen, von Inwendigkeit und
Oeffentlichkeit wird also in den Diskurs (Eroerterung,
Diskussion) ausgetragen, wo er auch hier zu einem unloeslichen
Widerspruch fuehrt, welche in einer Aufloesung des
Wahrheitsbegriffes niederschlaegt. Denn wenn die zwangslaeufige
Feststellung, dass die Objektivitaet die Wahrheit sei, logisch
unvermeidbar und unabkoemmlich ist, und dennoch zugleich
unleugbar unwahr: dann muss der Begriff Wahrheit selbst die
Glaubwuedigkeit verlieren.

     Oder sollte man vorschlagen, dass es zweierlei Wahrheit
gibt, eine aeussere, im oeffentlichen geistigen Verkehr
bestaetigte, und eine inwendige Wahrheit welche im Erleben des
Einzelnen auf immer neue und neuartige Weises ihm in Erscheinung
tritt.  Eine solche Verdoppelung wuerde bezeugen, dass die
Bereiche des Subjektiven und des Objektiven letztlich unvereinbar
sind, dass weder der eine noch der andere Anspruch auf einen
entgueltigen, umfassenden Wahrheitsbegriff hat, und dass ein
solche jenseits beider Bereiche vorgestellt werden muesste.

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