20051207.00
Schon als Kind, war ich stark beeindruckt von der
Beschreibung der Alpenreise des Johannes Parricida im Wilhelm
Tell:
Tell:
Den Weg will ich Euch nennen, merket wohl!
Ihr steigt hinauf, dem Strom der Reuss entgegen,
Die wildes Laufes von dem Berge stuerzt -
....
Am Abgrund geht der Weg und viele Kreuze
Bezeichnen ihn, errichtet zum Gedaechtnis
Der Wanderer, die die Lawine begraben.
....
Vor jedem Kreuze fallet hin und buesset
Mit heissen Reuetraenen Eure Schuld -
Und seid Ihr gluecklich durch die Schreckensstrasse,
Sendet der Berg nicht seine Windeswehen
Auf Euch herab von dem beeisten Joch,
So kommt Ihr auf die Bruecke, welche staeubet.
Wenn sie nicht einbricht unter Eurer Schuld,
Wenn Ihr sie gluecklich hinter Euch gelassen,
So reisst ein schwarzes Felsentor sich auf,
Kein Tag hat's noch erhellt - da geht Ihr durch,
Es fuehrt Euch in ein heitres Tal der Freude -
Doch schnellen Schritts muesst Ihr voruebereilen,
Ihr duerft nicht weilen, wo die Ruhe wohnt.
So immer steigend kommt Ihr auf die Hoehen
Des Gotthards. wo die ew'gen Seen sind,
Die von des Himmels Stroemen selbst sich fuellen.
Dort nehmt Ihr Abschied von der deutschen Erde,
Und muntern Laufs fuehrt Euch ein andrer Strom
Ins Land Italien hinab, Euch das gelobte -
Dies fiel mir ein, als ich anfing die Wanderungen zu
beschreiben, welche ich im Laufe der Jahre mit der Familie
gemacht habe: die Vorstellung des Weges den man zu wandern
hat, oder den man gewandert ist. Derartige Beschreibung auch
als Mittel die Innigkeit zu beschreiben welche zwischen den
Personen, den dramatis personae, ins besondere zwischen Magus
und Mengs besteht. Meiner Ueberzeugung gemaess, dass die
Beziehungen, das Band zwischen den Menschen in ihren
gemeinsamen Erinnerungen, in dem was sie zusammen erlebt
haben besteht. Darin auch die die zwischenmenschliche Bindung
welche von der Literatur geschaffen wird.
Das andere, eigentlich noch interessantere Thema ist die
ethische Rechtfertigung Tells durch Johannes, die
Verschiebung der Mordschuld auf den Suendenbock. Ich glaube
Schiller hat diese to urgruendliche Problematik nur
teilweise, wenn ueberhaupt, erkannt. Auch ist bedeutsam und
sinnvoll der Gegensatz des gesellschaftlich verehrt und
umjubelten Tell, mit dem verachteten und verfolgten Johannes
von Schwaben. Dieser Gegensatz deutet auf das intrinsisch
gesellschaftliche Wesen von Schuld und Suehne.
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