Das zwischen uns angeschnittene Thema ob oder inwiefern der Mensch als Herdentier oder/und als Gewissensgeist zu betrachten und zu verstehen ist hat (admits of) lässt die verschiedensten Antworten zu. Erstens, sehrr wichtig zu erinnern und zu verstehen dass die Unterscheidung keineswegs ausschließlich (exclusive) ist. Es wäre durchaus möglich sich den Menschen als beides, Herdentier und Gewissensmenschen vorzustellen, und durchaus unbestimmt in welcher Perspektive dies Thema anzuschneiden wäre (to be broached). Denkbar ist, dass zum Beispiel das Herdentier ein "Gewissen" hat das es zur Treue (Loyalität) der Herde verpflichet, zugleich aber zur Wohlfahrt seines Nächsten, zur Nächstenliebe des nachbarlichen Herdentieres verpflichtet. e.g. Ich hat einen Kameraden einen bessren findst du nicht, - Kameradschaft ist ein Erleben wo sich Treue zur Herde und zum nächsten Einzelnen überschneiden. Adalbert von Chamisso, 1781-1833 Es geht bei gedämpftem Trommelklang. Wie weit noch die Stätte, der Weg wie lang! O wär' er zur Ruh und alles vorbei! |: Ich glaub, es bricht mir das Herz entzwei. :| Ich hab' in der Welt nur ihn geliebt, Nur ihn, dem jetzt man den Tod doch gibt. Bei klingendem Spiele wird paradiert, |: Dazu, dazu bin auch ich kommandiert. :| Nun schaut er auf zum letztenmal In Gottes Sonne freudigen Strahl. Nun binden sie ihm die Augen zu. |: Dir schenke Gott die ewige Ruh'! :| Es haben die neun wohl angelegt; Acht Kugeln haben vorbeigefegt; Sie zitterten alle vor Jammer und Schmerz, |: Ich aber, ich traf ihn mitten ins Herz! :| Die kantsche Lösung des Herden-Gewissen Dilemmas war die m.E. unbegründete Annahme, das Herdenbetragen könne und müsse vernunftgemäß, also gesetzmäßig geregelt sein; eine idealistische Annahme welche wohl nur im wohlgeregelten preußischen Rechtsstaat plausible ist, in der moralischen Wildnis des zeitgenössischen Nordamerika aber gewiss nicht. - und meiner Erfahrung gemäß keineswegs der Fall. Die Herde ist die Gesellschaft, die rationalisierte Herde ist der Staat. Was der Staat anzurichten vermag, haben die Nazis uns gezeigt. "Der Führer will das nicht" ist kaum überzeugend. Der Beamte ist der institutionalisierte Herdenmensch. Das Beamtentum ist die institutionalisierte Herde: Der Richter als der höchste Beamte; das Gesetz sollte den Konflikt zwischen Gewissen und Herde schlichten, tut es aber nicht! Wir müssen lernen die Dialektik von Herdentum und Heiligtum zu beschreiben und zu verstehen.