Die von Diotima verkündigte platonische Liebe welche sich vom Einzelnen, vom Gegebenen, vom Besonderen zum Allgemeinen, Universellen, Ewigen aufschwingt, ist die Beschreibung eben jenes Vorgangs wodurch sich das geistige Ideal mittels (oder jedenfalls mit Hilfe) der Sprache aus dem Physischen, Körperlichen zum Geistigen entwickelt, und somit das Äußere verinnerlicht wird. Das etwa wäre der tatsächliche Vorgang des (sprachlichen) Denkens von dem es erst sehr spät offenbar wird, dass er in eine verfängliche Sackgasse führt. Auch erscheint in diesem Zusammenhang das Denken (das geistige Erleben) als fortschreitende Entwicklung des Sinnlichen zum Ideal. Mit dem Begriff des unbedingt Schönen als Destillat, als Niederschlag, der sinnlichen Erfahrung scheint sich ein Weg von körperlicher sinnlicher Geschlechtlichkeit zur Vorstellung einer unbedingten übergeschlechtlichen Schönheit zu bahnen, ein Flug- und Fluchtversuch vom Körperlichem zum Geistigen der zuletzt an der unentrinnbaren Körperlichkeit des menschlichen Lebens scheitert, wie zum Beispiel Homosexualität. Ein großer, wenn nicht der größte Irrtum möchte sein mittels der Sprache eine (endgültige) Erklärung des Erlebens zu erwarten. Zugegeben, manchmal scheint die Sprache das Erleben zu erläutern, wenn nicht gar zu gestalten; aber eben so oft, wenn nicht öfter, wird uns das Erleben, werden die Gefühle durch die Sprache entstellt und von ihr verleitet. There is no easy answer. Es gibt überhaupt keine Antwort, nichts als ein ewiges Suchen.