_ == Der Grabstein == _ _Am Morgen breitet der Berg seinen Schatten ueber das Tal _ Und den verbotenen Ort, wo wir uns von dir trennten. _ Die einzig uns uebrig blieb, _ Die Asche, da liegt sie begraben. _ _Dein Leben, du hattest bestimmt, soll der einzige Grabstein dir sein, _ Groesseres wolltest du nicht, nichts minderes konnte dir ziemen. _ Weil uralte Froemmigkeit dich mahnte, _ Dass nur einem das Denkmal gebuehrt, _ _Hast du uns, deinen Kindern, verboten dir einen Grabstein zu setzen. _ Wir verstanden dich nicht, und haben es dennoch getan. _ So steht nun dein Name, im Morgengrauen, _ Vom Tau benetzt, unter den anderen. _ _Wenn dann die Sonne sich siegreich den schwarzen Tannen entwindet _ Und mit Lichte getraenkt ringsum die Wiese erblueht, _ Wenn Fink und Meise im Eichbaum zwitschern _ Und kraechzend die Kraehe die Blaeue anfliegt, _ _Dann ergruent der Berg, der geheimnisreiche, im Mittagslichte, _ und aus Erinnerung erblueht die verstorbene Welt. _ Auch am hellen Tag ist hier _ zu schlafen erlaubt und zu traeumen. _ _Durch hohe Buchen fuehrt ein Weg zum Tetzelstein, _ von Sternenblumen begrenzt, von Nachtigallen besungen. _ Du hast mich mit ihrer Schoenheit _ fuer mein ganzes Leben beschenkt. _ _Auch das Meer hast du mir, das schlaflos erhabne gezeit, dort _ wo die stuermische Brandung wogt, tief unter dem Roten Kliff. _ Wie der Tod das Leben frisst es das Land, _ von List bis zum Hoernumer Licht. _ _Wir haben die giebligen Gassen der Stadt durchschritten, _ zu Sankt Petris grauem Gewoelbe wo silbern die Orgel ertoent, _ und die fliehende Fuge das Ohr _ durch vergaenglichstes Dasein fuehrt. _ _Auf purpurner Heide stehen wir, die Birken flattern im Wind. _ Ins Moor zieht ein Weg, endlos, ich denke ans Ende der Welt. _ Du bist ihn alleine gegangen, _ und kamst doch zu uns zurueck. _ _Wenn der Himmel sich bleiern bezieht, und der Donner mich weckt, _ und des peitschenden Sturmes Wut mich in die Herberge treibt, _ dann verspreche ich dir, _ ich komme zu dir zurueck. _ _Wenn in wintrigem Dunkel die Aeste im Nachtwinde knarren _ und versoehnender Schnee menschliche Werke verdeckt, _ seine schneeige Kuppe aber hell _ im eisigen Sternenlicht leuchtet _ _Dann wird auch der Stein mit dem wir zu feiern dich waehnten _ begraben, mit weissem Schleier wird unsere Torheit verhuellt. _ Die Natur, die getreue, hat dich aufs neue _ von Namensketten befreit. _ _Die Winternacht, die uebermenschliche, wird dir zum Denkmal. _ Sie fuehrt mich zu dir. Ich kenne den Weg auch ohne Stein. _ Denn was du mir bedeutet hast _ Soll einzig dein Grabmal sein. _