Frag mich ob's vielleicht eine krankhafte Alterserscheinung ist, oder wäre es die Weisheit des Alters die mich überzeugt dass ich von der Welt in der ich lebe nichts weiß als meine Erinnerungen von dem was ich von ihr und über sie gehört, gesehen, gedacht und verstanden habe. Mir ist als ob von meinem Gemüt ein Schleier gelüftet, abgezogen würde. Der Schleier ist mein Wissen. Darunter finde ich keine Wirklichkeit. Darunter finde ich nichts als Leere. Der Schleier wurde, wenn auch unbewusst, von mir selber gewoben. Gelegenheit hab ich nun ihn umzuarbeiten, ihn zu revidieren; mit dem möglichen Ergebnis, dass meine Handlung wirksamer wird, mein Gedeihen - mein Überleben weniger gefährlich. In dieser Perspektive hat sich mein Verständnis der höheren Lehrämter verwandelt. Ich meine zunehmend zu begreifen, wie die Anforderungen des Ruhms das Denken bedrängen, bis zum Erdrosseln, bis zum Ersticken. Als junger Mensch meinte ich, eine Professur würde wirken mein Denken zu bestätigen. Jetzt mit äsopscher Einsicht meine ich zu verstehen, dass jene Trauben viel zu sauer sind, und es mir unmöglich wäre sie zu verdauen. Ob mein Incognito, meine Abgeschiedenheit, meine Anonymität mein Lohn sein sollte, oder meine Strafe, vermag ich nicht zu entscheiden. Man wünscht, man sehnt sich berühmt zu sein. Mit sehr wenigen, oder vielleicht genauer gesehen, mit überhaupt keinen Ausnahmen, sind unsere Vorbilder von Ruhm bedingt; und manchmal frage ich mich von welch anderem, ob von mehr als Ruhm.