Die senile Vergesslichkeit, der Schwund des Erinnerns dient das Erkennen zu steigern, gewiss aber nur bis zu einem nicht allzuentfernten Punkt. Jenseits geht's bergab. Was es gestern gab zu essen ist schon heute längst vergessen. Mit einem leeren Magen Lässt sich genauer sagen die ausgesuchte Speise zu günstig bestem Preise. Was es gestern gab zu essen hab ich heute längst vergessen. Mit unzufriednem leeren Magen Lässt es sich genauer sagen welche ausgesuchte Speise schmackhaft wär' zum besten Preise. Was es gestern reichlich gab zu essen hab ich heute freilich längst vergessen. Mit völlig unzufriednem leeren Magen Lässt gewiss es sich genauer sagen welche ausgesuchte heut'ge Speise zu Mittag schmackhaft wär' zum besten Preise. Genauso gehts mit den Gedanken Ähnlich steht es mit dem Denken Durch's lange Leben angesammelt Steht Wissen nun Gedankenflug im Wege Vergessen läutert's, das Gemüt wird rege Öffnet die Tore Wie die Gemüter der Kinder von Märchen, von den Phantasieen anderer oder auch von eigenen Phantasieen in Anspruch genommen sind; wie größenwahnsinnige Vorstellungen von Heldentaten und Weltverbesserung, die Gemüter von Heranwachsenden, Jugendlichen beherrschen, so sind die Gemüter erwachsener, reifer Menschen von gesellschaftsgenehmigten Voraussetzungen, von politischen und wissenschaftlichen Vorstellungen bestimmt, von Idealen welche unvermeidlich einerseits das tatsächliche Erleben bedingen und gestalten, andererseits aber mit ihm konkurrieren und gegen es antreten. Um zu gedeihen, um zu überleben kann der Mensch nicht umhin sich den der Gesellschaft entsprungenen Idealgebilden zu fügen. In den Erfahrungen die das Leben des reifen Menschen bezeichnen, liegen gesellschaftsbedingte Vorstellungen und eigenes Erleben im Streit. Indem ein Mensch älter wird, schwindet sein Gedächtnis, die gesellschaftsbedingten Vorstellungen werden schwächer, und es entsteht der geistige Raum in dem das eigene Erleben sich entfaltet. Dies eigene Erleben ist die Subjektivität von der Kierkegaard behauptete sie sei die Wahrheit. So ergibt sich die Frage ob Wahrheit eine Bestimmung für den Einzelnen ist oder eine Bestimmungen für die Gesellschaft. Widerspruch mmit dialektischen Folgen. Indem ich älter werde fange ich an zu vergessen. Ins Besondere vergesse ich was ich in der Schule gelernt hatte. Wenn nur weil mein Erinnerungsvermögen nicht mehr stark genug ist das Erlernte, das Eingepaukte, das Eingedroschene festzuhalten. Ich vermag nicht länger mich an das Schulwissen zu klammern. Umso klarer und eindeutiger erscheinen nun die eigens erzeugten und geborenen Gedanken und Gefühle die dem Vergessen nicht preisgegeben sind, wenn nur was sie einst "erinnert" wurde nun nichts mehr als "erinnert" wird, indessen die eigens erzeugten und geborenen Gedanken und Gefühle zunehmend vom eigenen Gemüt, vom eigenen Geist immer wieder aufs Neue in Echtzeit erzeugt werden. In dieser Perspektive mag Kierkegaard frühreif erscheinen, der er schon in jungem Alter die Kraft und die Entschlossenheit aufwies zu behaupten, wahr ist was wahr ist für mich; die allgemeine Wahrheit, verdens historisk, ist für mich unwahr. Diese Subjektive Wahrheit aber hebt sich dialektisch auf, denn insofern die subjektive Wahrheit, gelehrt, mitgeteilt wird, wird sie objektiv, wird zum Widerspruch und widerruft sich. Dies entflammen und erlöschen des Geistes ist das Wesen der sogenannten Philosophie. Will versuchen diese Gedanken auch in Gedichten (Sonetten) darzulegen.