Im Verlauf der jüngst vergangenen Monate, habe ich viele Stunden mit Fragen nach dem Sinn und nach der Gehörigkeit dieses Portals in die Werkstatt des Vorläufigen und Vergänglichen verbracht, und in meinen Erwägungen habe ich manch unausgesprochene Beschwerde vorgegriffen. Im täglichen Leben, ist es Bescheidenheit welche Verdeckung (concealment) fordert. Am Anfang des Geheimhaltens - oder der Geheimnistuerei entsprossen die beiden Feigenblätter mit denen Adam und Eva ihre Scham bedeckten. Es war nicht vor der Schlange oder vor irgend einem anderen Tier dass sie sich schämten, sondern vor dem Gott der sie angeblich geschaffen hatte und der vermutlich mit ihren körperlichen, geistigen und seelischen Eigenschaften aufs Innigste vertraut war. Das, finde ich, ist eine Feststellung von theologisch entscheidender, weitreichend tiefgreifender Bedeutung, welche auf die Frage weist, wer es denn ist, vor dem man sich schämt. Ich frage wie es überhaupt vorstellbar ist, dass man sich abwesend eines anderen Menschen schämt. Ich schlage vor: man schämt sich immer nur vor sich selber, genauer gesagt, vor der Vorstellung welche man von sich selber hegt. In Betracht des berüchtigten Laubwerks in Eden sage ich mir: Vielleicht sollte auch ich mich schämen. Und warum tue ich das nicht? Warum schäme ich mich nicht? Ist es nicht schamlos von mir diese Geheimnisse des innigsten Erlebens, meiner selbst, der engsten und auch der erweiterten Familie einer unbeteiligten Öffentlichkeit zur Schau und zur Belustigung vorzuführen? Warum schäme ich mich nicht? Und wenn ich mich schäme, warum verrate ich dennoch was vielleicht geheim gehalten werden sollte? Diese Fragen an mich selber sind mehr als rednerische (rhetorische) Übungen. Sie haben mich lebhaft beschäftigt, und fahren fort mich zu beschäftigen. Aber wäre sogar dass ich auch hier erwähne, vielleicht Indeskretion, Taktlosigkeit, Schamlosigkeit in noch höherer Potenz? Meine Unschlüssigkeit spiegelt sich in dem Hin und Her meines An und Abschaltens des Rechners von welchem ich die Geheimnisse meines Daseins verrate. Mit dieser Fassung der Frage ist allenfalls ein Weg zu einer der möglichen Antworten angezeigt. Zugegeben, dass es viele Antworten geben möchte, und zu jeder Antwort, viele Wege. Epirrhema Müsset im Naturbetrachten Immer eins wie alles achten. Nichts ist drinnen, nichts ist draußen; Denn was innen, das ist außen. So ergreifet ohne Säumnis Heilig öffentlich Geheimnis! Freuet euch des wahren Scheins, Euch des ernsten Spieles! Kein Lebend'ges ist ein Eins, Immer ist's ein Vieles. Das große öffentliche Geheimnis ist dass wir einander überhaupt nicht kennen. Dass wir nichts als Phantasievorstellungen von einender hegen; und dass wir diese Vorstellungen zu schützen begehren und uns vor der Offenbarung wer wir wirklich sind schämen. Die Anonymität Die Mitglieder der Massengesellschaft sind anonym. Zwar haben sie Namen aber kaum mehr. Sie stehen wie Soldaten zur Parade. Lesen können und nicht lesen können; sehen können und blind sein. Die Auflösung der Person im Tode. Ein Verstorbener kann nicht verleumdet werden. Wären diese meine Offenbarungen von mir selber vielleicht schon Todeszeichen? Dass ich mir selb er als schon gestorben vorkomme. Betrüge ich mich, wenn ich vorschlage, dass meine Veröffentlichungen ein Dienst an der Öffentlichkeit ist? ein Geschenk an, ein Beitrag zur Geschichte? Zugegeben gering, meiner Geringheit entsprechend. Ich bin nicht politisch eingestellt. Ich wähle nicht, ich bewerbe mich nicht um öffentliche Ämter, nicht einmal um eine Professur. Aber die Dokumente meiner Werkstatt die zu hinterlassen ich beabsichtige sind mein Testament, das Erbe das ich aus Anerkennung und Dankbarkeit der Kulturüberlieferung hinterlasse aus der ich entspross, der ich meinen Geist verdanke, die mich zu dem gemacht hat der ich geworden bin. There must be selection. If everything is equally valuable, nothing is valuable. Nothing is of value. Auslese ist unentbehrlich. Wo alles gleich wertvoll, ist alles wertlos. Art und Maß des Wertes aber bestimmt das Menschliche. Womit vertue ich meine Zeit? Worauf verwende ich mein Leben?