Vielen Dank für Deinen Besuch. Ich freue mich auf Dein Wiederkommen morgen Abend. Dass Du mir, bis auf Deine Entscheidung Nathaniel und seinem Hund eine neue Wohnung zu besorgen, kein Wort zu sagen hattest, deute ich auf die Wahrscheinlichkeit dass Du zögertest die Gedanken die sich Dir aufdrängten, auszusprechen, weil diese Gedanken mit solcher Abneigung gegen mich getüncht waren, dass Du befürchtetest sie würden die Unstimmigkeiten zwischen uns statt beizulegen, nur verschlimmern. Meinerseits fand ich keine Worte: erstens weil ich meinem Gedächtnis über unsere vorigen Gespräche nicht zu trauen vermochte, und zweitens weil die einschlägigen Umstände so verwickelt sind, dass im Stegreif gebastelte Erklärungen ihnen nicht gerecht würden. Die schriftliche Niederlage hat die großen Vorteile überlegter und dauernder zu sein als nur ausgesprochene Worte. Wenn ich recht erinnere, bezichtigtest Du mich in der gestrigen Unterhaltung eines übermäßigen Bedüfnisses nach geistig-seelischer Intimität. Du hast recht. So war es von jeher. Im Frühjahr 1951, zehn Monate vor unserer Heirat, wurde ich sehr traurig weil Mommy beabsichtigte vier Konzerten in Bethlehem ohne mich beizuwohnen. Ratlos wegen meiner Traurigkeit, hatte Mommy sich telephonisch an meine Mutter gewandt, und erhielt einen Brief mit folgender Erklärung: "I also believe my affection to you to be stronger now than at the time when you came to Konnarock two summers ago. This is not to imply a judgment as to values: you have grown closer to me because of the similarity in thinking and feeling. And it is not this creating love between individuals: that the object of our love is near us in spirit and dispels the loneliness and boundlessness of our feelings? This is, I believe, what Jochen tries to express when he speaks of his need for being alone: it is the longing for the full understanding by the object of his love, which he desires. And this pain of loneliness will remain in a person's life as he needs the balancing power of love for the stabilization of his emotional restlessness." (Marga Meyer to Margaret MacPhedran, May 25, 1951) Der unlöschbare Durst nach geistig-seelischer Intimität mit jedem Menschen in meiner Nähe ist meine Schuld. Der Hund den Nathaniel ins Haus eingeführt, hat meine Beziehung zu Nathaniel verdorben und hat Nathaniel in einen Eindringling verwandelt dessen Gegenwart mich bedroht. Ich fühle ein großes Bedürfnis allein zu sein. Ich wünsche sehr weder Nathaniel noch Dich zu verletzen. Ich sehe keinen Ausweg, und weiß nicht was werden wird.