Lieber Jochen, Deine Berichte aus dem Grimmschen Wörterbuch sind interessant, hängen aber etwas in der Luft, weil - mir scheint es jedenfalls so - die Bedeutung fehlt. Grimms haben die ja sicherlich angegeben. Im Wahrig habe ich gefunden: mhd. ufsaze (Hinterhalt). Was das für eine gesprächsrunde gewesen sein muss in Konnarock, wahrlich am Ende der Welt, und dann so hochgebildet! So habt Ihr Euch Eure Sprache als engste Verbindung mit der Heimat erhalten.Ich bin doch immer wieder verblüfft, dass Du so gar keinen amerikanischen Akzent angenommen hast, im Gegenteil manchmal die braunschweigische Klangfarbe durchscheint (klingt). Zur Veränderung der deutschen Sprache in jüngster Zeit könnte ich viele Beispiele bringen. Die allermeisten ärgern mich, aber so ist es wohl auch Generationen vor uns gegangen, und uns scheint das Veränderte, das Anstoß erregt hat, einwandfrei und regt uns nicht auf. Ohne Frage ist viel schöpferischer Geist am Werke, das geht nicht nur im Englischen. Heute in einem Baumarkt, Sanitärabteilung, Anpreisung einer Kloschüssel: "...wird eine besondere Reinigungsfreundlichkeit geschaffen". Da hat jemand schwer geschöpfert! Deinen sprachskeptischen Ausführungen vermag ich nur sehr bedingt zu folgen. Was Du "Hinfälligkeit der Sprache" bnennest, ist ihre Vieldeutigkeit, vermute ich, und ich erinnere mich, dass wir als Studenten bei ernsthaften Gesprächen in gemeinsamer Anstregung darum bemühten zu klären, was wir unter wichtigen Begriffen verstehen wollten. Das war meist die Einleitung. Ansonsten erklären ja Politiker oder andere von öffentlichen Scheinwerfern Beleuchtete oft, sie seinen missverstanden worden - umso emsiger und beflissener, je klarer ihre Aussage war, nur eben anstößig, beleidigend, Gräben aufreißend - alles Fehler der Zuhörenden, denen sich das eigentlich Gemeinte (natürlich Gute) nicht erschließen wollte. Naja. Aber wie guit trotz alledem, dass wir die Sprache haben!Du scheibst, dass Nathaniel jetzt ein Zimmer in Deinem Haus bewohnt. Mich würde interessieren, ob dieses Zimmer geheizt wird. Du hast vor einigen Jahren einmal winters Dich und Margaret als Eskimos bezeichnet, weil Ihr Euch so mächtig eingemummelt habt , anstatt zu heizen. Da habt Ihr Euch sicher in Askese geübt Schließt sich Nathaniel Euch an ? Hier haben wir seit einigen Tagen endlich mal Minusgrade, und heute schneit es ganz wunderschön. Den februar empfinde ich seit langem als den trübseligsten aller Monate, ob mit Schnee oder ohne. Dabei ist Mariä Lichtmess schon vorbei, und die Tage werden deutlich länger. Im Rheinland blühen schon Kamelien, Krokusse, Schneeglöckchen, Märzenbecher, bei uns dagegen überlegen die Schneeglöckchen noch, ob sie sich trauen sollten. Heute muss man ihnen abraten. Gelbe Winterlinge haben es schon gewagt. Vor 2 Wochen sangen morgens chon einige Amseln, Meisen läuteten, Rotkehlchen sind ja sowieso unerschrocken. Aber nun ist es wieder still geworden. Ich erinnere mich an so viele verschiedene Februare, ganz kalte mit viel Schnee, tagsüber Sonne und tropfende Eiszapfen, nachts knitternde Kälte; dann wieder milde, dass einem angst und bange wurde vor dem unvermeidlichen Rückfall ins sibirisch Kalte, das sich aber dann mehrmals doch als vermeidlich erwies. Immer spannend. Für Deine unwilligen Hüften möchte ich Dir gern gute Besserung wünschen, wenn es denn helfen würde. Die vielen schönen treppen in Eurem schönen Haus müssen ja sehr beschwerlich sein. Ich lese gerade David Attenborough, "The Zoo Quest", ErInnerungen eines jungen Naturforschers an die damals noch üblichen Tierfänge. Die Tropen mit ihrer feuchtwarmen Hitze und all den menschenunfreundlichen Tieren, fliegend oder sonstwie aktiv, sind für mich gar keine lockende Vorstellung. Mir war schon der schwüle Sommer in Minnesota zuviel. Welches ist Dein bevorzugtes Klima? Im Frühling und Spätsommer schien mir Belmont ideal, und ähnlich wird es mit Konnarock sein. Schade, dass Du nicht mehr hinfährst, aber sehr verständlich. Entschuldige bitte die kleine Schrift, ich habe mal wieder Probleme mit der Technik. Viel Sonne und gute gedanken, lieber Jochen! Grüße bitte Nathaniel, sollten sich Eure Wege einmal kreuzen. Herzliche Grüße Gertraud und Bernd (der gerade den langen langen Bürgersteig um unser Grundstück beschaufelt hat).