Belmont, am 22. Mai 2018 Mein liebes gutes Kind, Mein Entschluss war, und ist, nie und nimmer zu klagen. Sollte das heißen alles Schwere und Traurige im Leben zu verstecken, zu verbergen, zu verleugnen? Hieße nicht dies aus Prinzip die Wahrheit zu unterdrücken, grundsätzlich vorsätzlich zu lügen? Ich stoße auf das überall auftauchende politisch Annehmbare, political correctness, das genauer betrachtet das gesellschaftlich Annehmbare genannt werden sollte. Die Unterscheidung eines gesellschaftlich Annehmbaren besagt die Vorhandenheit eines konkurrierenden, widersprechenden persönlichen, nicht äußerlich sondern innerlich Annehmbaren. Es sind zwei Wahrheiten die miteinander streiten. Könnte es sein, dass keine von beiden endgültig wäre? dass diese beiden unvereinbaren Wahrheiten den Widerspruch, den Gegensatz zum Ausdruck bringen, zwischen dem was ich als Einzelner erlebe und was die Gesellschaft in die ich mich fügen muss von mir verlangt? Die einschlägige Unmittelbare Gegebenheit ist Nathaniels Hund. Ach, ich werde mir bewusst, dass ich in der Übereilung Dir das mich augenblicklich aufwühlende zu berichten, es unterlassen hatte Dir zu erklären, dass ich seit dem 2. Januar in diesem unserem großen alten Hause nicht mehr allein lebe, aber vielleicht doch einsamer bin denn je. An jenem Tag ist Nathaniel bei mir eingezogen - weil er kein anderes Zuhause mehr hatte, insofern als kein anderer sich seiner annimmt, und kein anderer etwas mit ihm zu tun haben will. Ich erkläre mir die Sache in folgender Weise: es ist eine Gemütseigenart über die er keine Kontrolle hat, dass er gegen die Wirkung, gegen den Eindruck den er bei anderen, ich meine bei den Mitmenschen in dessen Zusammensein er verwoben, unempfindlich ist, so dass er von Handlungen die schmerzen oder ärgern durch keine Sympathie, durch kein Mitgefühl zurückgehalten wird. Ich habe den Eindruck Nathaniel ist seiner Familie, seinen Eltern, seinem Vater, seiner Mutter, seinen Geschwistern unbeliebt. Deshalb ist es meine Aufgabe Nathaniel als den besagten Boten zu begrüßen, zu empfangen, willkommen zu heißen. Weil ich mich von ihm verletzt und bedroht empfinde, ist ihn zu lieben umso notwendiger und ist dennoch leichter gesagt als getan. Nach seinem Einzug im Januar, behandelte Nathaniel mich wie ein Nichts. Ging aus und ein ohne mit mir zu sprechen, ohne mir zu sagen wohin er ging oder wann er wiederkehren würde. Wenn er in meinem Zimmer erschien mich zu "besuchen", wusste ich dass er kam um mir eine Forderung vorzulegen. Am Abend des 10. März (2018) erschien er um mir mitzuteilen dass er am 15. März, seinem 27. Geburtstag, als ein Geschenk an sich selber, einen Hund bestellt hatte, dessen Freigabe jedoch meiner ausdrücklichen Genehmigung bedürfe. Er hatte vorher mir gegenüber diese Möglichkeit schon zwei Mal erwähnt. Das erste Mal hatte er von meinem Vorschlag ein Tagebuch zu führen, ob er die Zeit zur Vergesellschaftung mit dem Hunde denn wirklich würde erübrigen können, übergangen. Das zweite Mal hatte er meine Bitte überhört, zu erwägen und zu besprechen, in welchen Zimmern der Hund seine Tage verbringen würde. Als Antwort auf sein Gesuch die Einlieferung des Hundes in "mein" Haus zu erlauben, hatte ich ihn um Bedenkzeit gebeten. Die Forderung hatte er um etwa 9 Uhr erlassen. Ich überlegte sie bis 1 Uhr 30, am folgenden Morgen. Echtzeit Intermezzo: At 1:45 p.m., when I was about to go to the library and the grocery store, and noted that Nathaniel's car was gone, I thought I should look in on the dog, The cage was empty, its door was closed. I looked around on the floor, and saw no dog, but scattered about were torn pieces of paper and plastic. As I was about to close the door to the room, thinking Nathaniel must have taken the dog with him, I noticed the dog looking at me from on the bed where he was lying. I telephoned Nathaniel who told me the dog was "alright", that there was nothing for me to do, and no reason why I should not go to the store as I had planned. When I returned at 3:45 p.m., Nathaniel's car was in front of the garage. After I had unloaded and put away the groceries, and backed the Red Car onto the front lawn, Nathaniel appeared with the dog, who had almost chewed through the second leash. Nathaniel and I had a brief, sympathetic conversation. Nathaniel told me the dog had destroyed a trumpet case but had not damaged the trumpet. I told Nathaniel I thought the situation was untenable, that I did not know how to resolve it, and that I hoped it could be resolved in a way that was least painful for you (Klemens) and for Nathaniel, and that he, Nathaniel should discuss with Klemens what, if anything, should be done. Zurück zum frühen Morgen des 11. März. Beim Abschluss meiner Überlegungen betreffs des Hundes, begab ich mich an den Rechner und druckte ein Plakat mit meinem Beschluss. "It is now 1:30 a.m. I have been thinking about what answer I should give you about your request for a dog. That answer is NO. I do not want and I will not permit a dog in my house." Als ich später am Morgen ausgeschlafen hatte, und nach unten gegegangen war, fand ich Nathaniels Zimmer ausgeräumt. Ich schickte Klemens eine E-mail mit der Nachricht, Nathaniel habe sein Zimmer ausgeräumt und sei verschwunden; erhielt die Antwort, Nathaniel hätte seine Habseligkeiten nebenan in seiner Eltern Haus im Wohnzimmer ausgeschüttet. Später am Abend desselben Tages, bei einem seiner regelmässigen Besuche, schien Klemens bedrückt. Er berichtete Nathaniel habe sich mit meiner Absage nicht zufrieden gegeben, und da Laura von einem Hund in ihrem Hause nichts wissen wollte, habe Nathaniel meine Ersparnisse die ich ihm geschenkt und die Klemens verwaltet, gefordert, um eine Wohnung für sich und seinen Hund zu mieten. Ich antwortete, dass meine Absage keineswegs unwiderruflich sei, und dass wenn er, Klemens, sich and der Besorgung und an der Pflege des Hundes beteiligte ich meine Einwände zurück zöge. So ist's gekommen. Klemens begleitete Nathaniel zum Hundehändler, von dem der Hund auf Nathaniel's Anweisung hin schon vor Tagen kastriert worden war, bestätigte dass der Hund, welchem der Händler den Namen Joe gegeben hatte, in unserm Haushalt willkommen sei, und begleitete Nathaniel mit dem neuen Familienmitglied in unsere Wohnung. - indem ich dies schreibe, höre ich ihn bellen - Die Einführung des Hundes geschah am 17. März 2018. Seitdem sind zwei Monate vergangen. Der Hund ist viel größer und um manches unruhiger geworden, kaum aber zahmer. Heute Abend bellt er. Ich höre Stöße ohne zu wissen was diese besagen. Als ich, um nicht die Tür öffnen zu müssen, das Rollo zog um ins Zimmer zu blicken, sah ich nicht Joe, sondern Nathaniels Freundin Sabine, ein freundliches stilles Mädchen von dem ich nichts weiß als dass sie ihm scheinbar gewogen ist. Mein liebes Kind, ich schreibe Dir dies alles um mich mit den eigenen Worten zu trösten, denn ich bin traurig. Es drängt mich was ich erfahre, erlebe, was ich höre und sehe zu erzählen, in Sprache, in Worte niederschlagen oder vielleicht vergeistigen zu lassen. (to precipitate or sublimate) Die verhängnisvolle Frage ist was es bedeuten möchte, dass ich an Dich schreibe, als ob Du lesen würdest, als ob Du überhaupt lesen möchtest, was ich Dir mit großer Leidenschaft erzähle. Nimm es mir bitte nicht übel, wenn ich erwähne wie dringend meine Briefe Dich 1949, 1950 und 1951, als wir um einander warben, beschäftigten; dass aber was ich Ende der fünfziger Jahre niederschrieb Dich so wenig bekümmerte dass Du Dir nicht einmal die Mühe machtest es zu lesen. Ich liebte, ich liebe Dich so sehr dass es mir um nichts gilt, als dass Du in meiner Nähe bist und bleibst. Diese Nähe aber bestätige ich heute dadurch dass ich an Dich schreibe.