Es ist ungenügend das Denken ausschließlich auf die Subjektivität zu richten. Der Satz, die Subjektivität ist die Wahrheit ist nur zur Hälfte wahr. Die Objektivität hat ihren eigenen Anspruch auf die Wahrheit. Demgemäss sind beide, Subjektivität und Objektivität zugleich wahr und unwahr. Die Aufgabe des Denkens, der Verstehens, der "Philosophie" ist diesen Widerspruch zu bewältigen, mit ihm zurande zu kommen, ihn zu verarbeiten. Dieser Vorgang des Bewältigens des Widerspruchs führt zu keiner Lösung, zu keinem endgültigen Beschluss. Dieser Vorgang ist vielmehr als eine Erscheinungsform des lebendigen Geistes, des Lebens zu begrüßen. Vielleicht wäre das Lebensziel nicht Reichtum, nicht Ehre, nicht Macht, nicht ein langes Leben, nicht einmal Freundschaft oder Liebe, sondern Leben selbst, Leben an sich; geistiges Leben als Verständnis der Beschränkungen des Lebens das den Menschen zufrieden und vielleicht auch glücklich macht. Oder ist es weilich weder Reichtum noch Ehre noch Macht erreicht habe, dass ich diese als übermäßig saure Trauben ablehne? Ich habe so viel gedacht, so viel geschrieben, dass ich mich unvermeidlich wiederhole, oder dass ich Hörer oder Leser mit dem Übermaß meiner Ansprüche erschöpft habe ... Das ausgewogene Denken ist unentbehrlicher Bestandteil des Lebens. Mein Denken ist der einzige Beleg für meine lebenslange Betätigung.