Heute Morgen blicke ich zurück über die Lebenswanderung und betrachte das Viele das ich gesehen, gefühlt, erlebt habe, das ich in mir aufgenommen, oder das ich von mir abgewiesen habe, bedenke die vielen scheinbaren Enttäuschungen die ich jetzt, im Rückblick als Erfüllungen deute. Mir fällt auf dass der Titel des Buches Die Welt als Wille und Vorstellung für mein Verständnis jedenfalls der Inbegriff seines Inhalts ist. Gleichfalls Wilhelm Meisters Lehr- und Wanderjahre, Phänomenologie des Geistes, Sein und Zeit. ... Besagen diese Vereinfachungen eine Seichte meines Denkens? meines Gemüts? Worin bestünde das Lebensziel? Wonach sollte unsereiner streben. Micah 6:8 King James Version (KJV) 8 He hath shewed thee, O man, what is good; and what doth the Lord require of thee, but to do justly, and to love mercy, and to walk humbly with thy God? 8 Es ist dir gesagt / Mensch / was gut ist / vnd was der HERR von dir foddert / nemlich /Gottes wort halten / vnd Liebe vben / vnd demütig sein fur deinem Gott. 8 εἰ ἀνηγγέλη σοι ἄνθρωπε τί καλόν ἢ τί κύριος ἐκζητεῖ παρὰ σοῦ ἀλλ’ ἢ τοῦ ποιεῖν κρίμα καὶ ἀγαπᾶν ἔλεον καὶ ἕτοιμον εἶναι τοῦ πορεύεσθαι μετὰ κυρίου θεοῦ σου 8 indicabo tibi o homo quid sit bonum et quid Dominus quaerat a te utique facere iudicium et diligere misericordiam et sollicitum ambulare cum Deo tuo Luther übersetzt krima als Wort Gottes. Zugleich Übersetzung und Erklärung: Krima ist das inwendige Judicium, das Innere Gericht das dem Einzelnen seine Freiheit verbürgt. Heute Morgen erscheint mir Oikeiosis, das Heimischmachen - oder wäre es Verheimlichen der Welt als eigentlicher Inhalt, als Ziel, als Telos, als Sinn des Lebens, als Brücke über den Neckar der Existenz. Höre Nietzsches Brückengedicht: An der Brücke stand jüngst ich in brauner Nacht. Fernher kam Gesang: goldener Tropfen quoll’s über die zitternde Fläche weg. Gondeln, Lichter, Musik — trunken schwamm’s in die Dämmrung hinaus… Meine Seele, ein Saitenspiel, sang sich, unsichtbar berührt, heimlich ein Gondellied dazu, zitternd vor bunter Seligkeit. — Hörte Jemand ihr zu?… und Hölderlins: Heidelberg Lange lieb ich dich schon, möchte dich, mir zur Lust, Mutter nennen und dir schenken ein kunstlos Lied, Du, der Vaterlandsstädte Ländlichschönste, so viel ich sah. Wie der Vogel des Waldes über die Gipfel fliegt, Schwingt sich über den Strom, wo er vorbei dir glänzt, Leicht und kräftig die Brücke, Die von Wagen und Menschen tönt. Wie von Göttern gesandt, fesselt' ein Zauber einst Auf die Brücke mich an, da ich vorüber ging Und herein in die Berge Mir die reizende Ferne schien Und der Jüngling, der Strom, fort in die Ebne zog, Traurigfroh, wie das Herz, wenn es, sich selbst zu schön, Liebend unterzugehen, In die Fluten der Zeit sich wirft. Quellen hattest du ihm, hattest dem Flüchtigen Kühle Schatten geschenkt, und die Gestade sahn All' ihm nach, und es bebte Aus den Wellen ihr lieblich Bild. Aber schwer in das Tal hing die gigantische, Schicksalskundige Burg nieder bis auf den Grund, Von den Wettern zerrissen; Doch die ewige Sonne goß Ihr verjüngendes Licht über das alternde Riesenbild, und umher grünte lebendiger Efeu; freundliche Wälder Rauschten über die Burg herab. Sträuche blühten herab, bis wo im heitern Tal, an den Hügel gelehnt oder dem Ufer hold, Deine fröhlichen Gassen Unter duftenden Gärten ruhn. Das Wandern durch die Welt ist der Inbegriff des Lebens. Ich wandere durch die Welt um sie mir heimisch zu machen; und indem ich in ihr zuhause werde - indem sie mir ein Zuhause wird, wird die Welt zugleich in mir verheimlicht. So etwa mein Verständnis des (geistigen) Lebens,