Lieber Herr Nielsen, Als ich heute Morgen kurz nach sieben im Begriff war den umfangreichen Abfallbehälter den uns das Städtchen Belmont beschert hat, durch die Einfahrt zum Straßenrand zu schleppen, begrüßte mich Ihr Sohn mit dem freundlichen Anerbieten mir diesen Dienst abzunehmen, und beantwortete zugleich meine Frage nach Ihrem und Ihrer Frau Ergehen, mit der willkommenen Antwort, "Gut!" Dasselbe darf ich auch von mir berichten, wenn es mir erlaubt ist das gemächliche Dahinleben, in Fried und Freud überalt zu werden als annehmbares Ziel anzubieten. Wenn ich von jeher unterließ mit meinem Denken die Welt zu erschüttern, so geschieht dies jetzt noch mehr, oder genauer ausgesprochen, noch weniger. Denn dies Denken, so scheint es mir, dreht sich nun am Ende nur noch im Kreise, eine Palilalie des Geistes der nichts vermag als sich fortwährend zu wiederholen. Das verfallene Gedächtnis hat die doppelten Folgen, dass einerseits jeder Gedanke als neu erscheint, weil sein Vorgänger vergessen ist, aus etwas anderer Perspektive dann aber auch als alt, weil die Vergesslichkeit den Vergleich von etwas Neuem mit einem von ihm abstechenden Vorigen unmöglich macht. Bin mir aber bewusst dass ich mich wiederhole, wenn ich behaupte das eigentlich Wirkliche, das "Ding an Sich" sei nichts mehr oder weniger als die Sprache in und mit welcher wir einander unterhalten, eine geheimnisdräuende Musik, ein Lied das ich mir auf meinem Wege ins Dunkel singe, wie Shakespeare es so wunderbar beschrieben hat: In me thou see’st the twilight of such day As after sunset fadeth in the west; Which by and by black night doth take away, Death’s second self, that seals up all in rest. kaum wert, sollte ich meinen mit einem Brief zu bestätigen, es sei denn zu dem Zweck die Gelegenheit zu schaffen Ihnen und Ihrer Frau meine abendlichen Hochsommergrüße zu bestellen. Jochen Meyer