Mein liebes gutes Kind, Dies ist nun ein neuer Brief an Dich oder an die Erinnerungen die ich von Dir hege, den abzusenden mir unmöglich ist, denn wo Du Dich jetzt befindest wird unsere Post nicht ausgeliefert. Ich könnte diesen Brief nicht absenden, selbst wenn ich es wollte, und ob ich es wollte ist eine unmögliche Frage, weil sie beansprucht Unmögliches dem Willen zu unterziehn. Obgleich das Absenden unmöglich ist, bin ich fest entschlossen was ich gedacht, was ich mir ausgeklügelt habe, aufzuheben, nein nicht nur im Seelenkämmerlein, sondern in den Rechnerkarteien aufzubewahren. Ob dieses das einzige Exemplar von ähnlichen Bemühungen werden wird, ob ich weiterhin Briefe an Dich entweder in Rechnerkarteien unterschlagen oder in Romangesprächen verstecken werde; oder ob dieses sich als das erste Exemplar von unabgesandten Schriftstücken ergeben wird in einer Reihe die sich in die unabsehbare Zukunft, vielleicht "bis an mein selig Ende" erstrecken wird, das weiß nur einer, und der behält seine Gesinnung heute Morgen jedenfalls für sich. ================= Ein Brief ins jenseits, lass mich ihn Dir schreiben Versprach ich doch ich würde bei Dir bleiben Der stellt die Frage was der Tod denn meint Die Antwort ist das Leben wie es scheint Ein Brief ins jenseits, lass mich ihn Dir schicken Ich such Dich überall mit feuchten Blicken Ich find Dich nirgends oder überall Beten, ist's Gottespreis ist's leerer Schall Ich leugne nicht die fürchterliche Schwelle der Nacht, den Wahnsinn dort zu finden Helle Wahnsinn ist Licht zu suchen in der Helle Ich gebe zu Verzweiflung ists das Dortsein spielen Doch hier allein zu bleiben ist no ärger Vergebens sucht ich einst das Ding an Sich Das Leben ist kein Leben ohne Dich Verzweiflung ists die treibt mich zum Gedicht