am 4. September 2018 Mein liebes geduldiges Kind, Gestern abend bei dem abschließenden Glas Wein in der Küche spürte ich die Unregelmäßigkeit meines Pulses. Ein fortwährendes Herzstolpern welches ich` als ventrikuläre Extrasystolen im Gegensatz zu Vorhofextrasystolen deutete. Mag sein dass ich übermäßig optimistisch war, denn sehr häufige ventrikuläre Extrasystolen sind manchmal Vorboten eines unerwarteten, schnellen schmerzlosen Todes, so wie ich ihn mir wünsche; indessen die Vorhofextrasystolen nichts weiteres sind als spielerische neckische Tändeleien des Herzens, durchaus vereinbar mit einem langen mühevollen traurigen Leben. Vor drei Tagen schrieb ich Dir meine Überlegungen betreffs des Goethe-Faust Beschluss die Einleitung zum Johannesevangelium: ΕΝ ΑΡΧΗ ἦν ὁ λόγος, καὶ ὁ λόγος ἦν πρὸς τὸν θεόν, καὶ θεὸς ἦν ὁ λόγος. als "Im Anfang war die Tat" zu verdeutschen. Heute Morgen scheint mir diese Übersetzung fragwürdig, denn obgleich es am Anfang eindeutig und unwiderruflich heißt: 1 ΕΝ ἀρχῇ ἐποίησεν ὁ Θεὸς τὸν οὐρανὸν καὶ τὴν γῆν. wird danach zehn Mal ein Schöpfungsakt mit den Vorworten eingeleitet καὶ εἶπεν ὁ θεός, und Gott sprach. Diese zehn Mal, jedenfalls, ist es unbestreitbar, dass das Wort wirkte die Tat einzuleiten, dass tatsächlich, wie der Evangelist behauptet, das Wort am Anfang war; und dass die Tat dem Worte folgte, erst hinterher. Wäre das vielleicht eine Vorahnung von Leibnizens prästabilierter Harmonie? Und jetzt, um halb eins, zum Frühstück.