am 5. September 2018 Mein liebes Kind, Ohne Täuschung vermögen wir nicht zu leben; oder sollte es heißen Leben ist Täuschung. Täuschung besagt unerbittlich seinen Gegensatz, wofür kein glaubwürdiger Name besteht. Täuschung ist seinem Wesen nach Gegensatz, zugleich Beglückung und Verzweiflung. Gebürt diesem Gegensatz von Beglückung und Verzweiflung ein Gedicht, oder ist dieser Gegensatz von Beglückung und Verzweiflung an sich schon ein Gedicht? Wäre es Täuschung dass wir untrennbar sind; oder wäre es Täuschung dass wir unwiderruflich getrennt sind? Oder war die große Seelenvereinigung eine Täuschung? Wären der Gottesglaube, das fromme Gebet gleichfalls Täuschungen? Oder gewährt, verbürgt die Echtheit des Göttlichen die Gültigkeit meines Glaubens an Dich, an unsre gegenseitige Liebe und Treue? Ich weiß es nicht; ich frage Dich. Ist mir erlaubt Dich anzubeten, die Du mir heilig bist. Oder wäre die Weihe, die Heiligsprechung, die Heiligung die ich mir erlaube, eine Sünde. Sündige ich wenn ich Dich weihe, Dich heiligspreche, wenn ich Dich segne, oder sündige ich wenn ich es unterlasse dies zu tun? Man sagt, mit recht, scheint mir, dass das Gotteserlebnis, dass Gott den Menschen, und also auch mir, inwendig ist. Wäre dies der Fall, dass mein Gott lebendig wäre in mir, und nur in mir, warum solltest nicht auch Du, die mir ein zweites Leben geschenkt hast, als Göttin in mir lebendig leben? Ich weiß es nicht; ich frage Dich.