am 24. September 2018 Mein liebes gutes Kind, Die Wintersonnenwende liegt nur zwei Tage zurück, und schon ist es kalt geworden. Die Temperatur hier im School Street Zimmer im zweiten Stock des Anbaus ist etwa 58 Grad, und ich habe einen alten elektrischen Heizer eingestöpselt, den der so er bärmlich quiekt und quietscht, Du erinnerst ihn, und hab ihn unter den weißen Tisch zum Zeichnen, den wir vor vielen vielen Jahren von Charette kauften. Dir war dieser Tisch besonders angenehm, weil seine Platte hoch gestellt zu werden vermochte, und es Dir ermöglichte Deine Notizen im Stehen zu schreiben. Jetzt aber hab ich den so niedrig gestellt wie möglich, was zu meinem Zustand passt, der ich mich im Niedergang fühle. Obgleich ich mir vorgenommen hatte es zu unterlassen, meine Zeit, und besonders mein Denken mit Zeitungsberichten besetzen zu lassen, ist es doch anders gekommen, nicht, sollte ich meinen weil diese Berichte besonders bedeutend oder sinnvoll wären, sondern weil ich müde, einsam und ein wenig traurig werde wenn ich mit meinen eigenen Gedanken beschäftige. Die Ablenkung scheint mir wohl zu tun, jedoch nur vorübergehend. Im Rückblick ärgere ich mich über die Zeitvergeudung wenngleich sie auch unvermeidbar erscheint. Ich überlege die Auswirkungen der Erkenntnis dass, da meine Welt meine Vorstellung ist, die Welt eines jeden anderen Menschen auch in gleicher Weise seine Vorstellung sein muss. Um das Bestehen einer Gesellschaft zu gewähren müssen die verschiedensten Vorstellungen verschiedenster Menschen einen gemeinsamen Nenner bekommen. Die Aufgabe und die Wirkung der verschiedenen Mitteilungsmedien sind einen solchen gemeinsamen Nenner zu liefern. Dazu dienen nicht nicht nur Gespräche und Auseinandersetzungen einzelner Personen, sondern öffentliche Reden, Predigten, Schulübungen und Vorlesungen, Vorträge, Bücher, Theatervorstellungen, Gedichte, Dichtungen verschiedener Art. Meist verbleibt die gemeinsame Meinung unbestimmt. Hin und wieder kommt sie zum Ausdruck, zum Beispiel als political correctness, politische Gehörigkeit, Anständigkeit, Schicklichkeit, Anstand, decorousness, decency, propriety, respectability, decorum, reputability, fairness. Abweichungen werden dann als unschicklich, unziemlich, unseemly verpönt. Die Fragen der geschlechtsbezogenen Kriminalisierung bekümmern mich. Einerseits Verbote gegen geschlechtliche (sexuelle) Belästigung; andererseits der Gebärzwang, Verbote von Verhütungsmitteln und Abtreibung. Unter welchen Umständen, wenn überhaupt, sollte die organisierte Gesellschaft, i.e. der Staat sich in die (Privat)Leben seiner Mitglieder einmischen? Ein anderes Thema das mich beschäftigt ist die Hinfälligkeit des Rechtswesens. Das ordentliche Gerichtsverfahren, die Rechtsstaatlichkeit scheinen mir entweder nichts mehr als Ausübungen richterlicher Willkür oder Schleier welche den Zwang zur Herdenmitgliedschaft verdecken. Politische Gerichte dräuen dem Einzelnen als böses Schicksal.