Mein liebes gutes Kind, Ich habe viel zu viele Stunden mit dem Lesen von Zeitungen im Internet verbracht. Die Schalheit journalistischer Gedanken hat mein Denken und mein Fühlen, allenfalls vorübergehend, betäubt. Ich suche den Weg zurück zur Besonnenheit, zur Besinnnung, zur Vernunft, zur Gewissenhaftigkeit, zur Verantwortlichkeit; und klopfe an bei Dir um Hilfe, von der ich weiß, dass Du sie mir nicht versagst. Ob ich aber meiner Aufgabe, - oder ist es nichts als ein vermessener ungehöriger Anspruch den ich stelle, - gewachsen sein werde, wird sich ergeben. Vielleicht ist es zu spät. Möglicherweise hat mich die geistige Alterschwäche schon unwiderruflich, unwiederbringlich erfasst. Gestern abend verbrachte ich etwas 1 1/4 Stunden mit Internet Anschauen und Zuhören eines Gesprächs von Günter Gaus mit Hannah Arendt, eine Frau aus Königsberg die von etwa 1950 bis zu ihrem Tode in Amerika wohnte. Sie spricht ein klares fließendes Deutsch, das ich dennoch, wegen meiner Schwerhörigkeit nicht völlig verstehen konnte. Verschiedenes aber hatte ich mitgekriegt. Was mich zunächst beeindruckt ist ihre Erklärung sie betrachte die Veröffentlichung ihrer Schriften, des leidenschaftlich Erlebten und Gedachten als Begleichung einer Schuld an die Öffentlichkeit, an eine Gesellschaft von der sie sich befremdet und entfremdet fühlt. Das ist eine mir sympathische Gesinnung die ich als Vorlage zu einem Rahmen für mein eigenes Betragen empfange. Veröffentlichung zu meinen Lebzeiten würde bedeuten ein Grapschen nach Ehre, nach Ruhm, nach Geld und oder Macht, und dies Streben würde nicht nur mit dem altruistischen Bedürfnis streiten, mich in die Gesellschaft die mich geschaffen hat aus Liebe und Dankbarkeit zu ergießen, sondern mehr noch, und ins Besondere, mit der Notwendigkeit das Inwendige, Subjektive, quasi Göttliche des Erlebens, das prinzipiell unmitteilbar ist, geheim zu halten. Nach meinem Tode, würden der Einwand der Ruhmessucht und der Einwand des Geheimnisverrats hinfällig, belanglos werden. Die vermeintliche Schuld der Veröffentlichung meiner Schriften vermöchte auch nach meinem Tode abgetragen zu werden. Mit dem Tod erlischt nur die Subjektivität, keineswegs aber der objektive historische Wert der Schriften. Was bleibt ist objektiv, mit des Objektiven beschränkter Gültigkeit. Ich erinnere mich an meine Schwester, die sich anmaßte ihren Leib nach ihrem Tod zum Gebrauch für wissenschaftliche oder pädadogische Zwecke an die Universität Michigan zu verschenken. Hab sie nie darüber aufgeklärt, dass dieser Leib nach ihrem Tode nicht mehr ihr gehörte, sondern mir, und hab, besonders in Angesicht der Umstände ihres Todes, ihren Wunsch mit meinem eigenen ersetzt. In diesem Geist beauftrage ich meine Erben die Schriften die ich hinterlassen werde, die ich jetzt in den übrigen Tagen, Wochen, Monaten des Lebens zusammenstelle, zu veröffentlichen: nicht mir zu Ehren, das wäre zu spät, aber um der vorgestellten Pflicht der Überlieferung willen. Zugleich erkenne ich wie unwahrscheinlich es ist, dass sie dies tun würden, und unwahrscheinlicher noch dass es, wenn sie es täten, irgendeine Wirkung nah sich ziehen würde. Die Zeit auf die es ankommt ist inwendig; sie ist eine Funktion des Bewusstseins des Einzelnen, und ungeachtet der allgegenwärtigen Uhren hat jeder seine eigene Zeit. Gegenwart ist subjektiv und gehört dem Einzelnen in seiner Abgetrenntheit. Vergangenheit ist Gegenstand der Geschichte, der Geisteswissenschaften. Zukunft ist Gegenstand der Naturwissenschaften. Gott ist die Vergegenständlichung des Ichs, der Subjektivität. Kierkegaards Samtighed ist ein Postulat der Psychologie vergleichbar mit Einsteins Relativität Dies Gedicht, in Deiner Handschrift, fand ich auf dem billigen Klapptisch auf Nantucket, den wir jahrelang als Schreibtisch benutzten, auf dem auch der Rechner stand. The Pulley By George Herbert When God at first made man, Having a glass of blessings standing by, “Let us,” said he, “pour on him all we can. Let the world’s riches, which dispersèd lie, Contract into a span.” So strength first made a way; Then beauty flowed, then wisdom, honour, pleasure. When almost all was out, God made a stay, Perceiving that, alone of all his treasure, Rest in the bottom lay. “For if I should,” said he, “Bestow this jewel also on my creature, He would adore my gifts instead of me, And rest in Nature, not the God of Nature; So both should losers be. “Yet let him keep the rest, But keep them with repining restlessness; Let him be rich and weary, that at least, If goodness lead him not, yet weariness May toss him to my breast.”