Liebes Kind, Morgen, am Freitag Nachmittag fahren Klemens und ich nach nur sechs Tagen zurück nach Nantucket, weil er meint in ein paar Stunden seine elektrischen Anlagen so weit zustande zu bringen, dass es möglich sein wird mit der Gipsbeschalung der Innenwände zu beginnen. Wir kommen aber schon am Sonnabend zurück, weil Klemens am Sonntag eine Wanderung mit Laura und Leah angesetzt hat. Der arme Junge weiß sich gegen die Anprüche seiner selbstbesonnenen Familie nicht zu verteidigen. Ich aber helfe und unterstütze ihn so viel ich kann. Weitere Gedanken über Hannah Arendts Ursprung des Totalitarismus. Es ist ein Versuch der abscheulich entsetzlichen Gesellschaft ins Gesicht zu blicken und sich eigenkräftig mit der Sprache starken Ketten aus der Gruft der Verzweiflung über die sich über zwölf Jahre hinziehende Nazihöllenherrschaft zu ziehen. Dies ist ein Erlebnisphänomen der Gegenwart vergleichbar mit der Abwendung von leibnizscher Theodizee die dem 1755 Erdbeben gerecht zu werden strebte. Indem Hannah Arendt die Wurzeln der Hitlerherrschaft in der Vergangenheit, in der Geschichte sucht, entdeckt sie meinem Verstehn gemäß mehr noch das Wesen der Geschichte selbst. Da ergibt sich mir die Frage ob nicht vielleicht die Einzelartigkeit jeder geschichtlichen Erscheinung unvermeidlich vom Gemüt verallgemeinert und somit idealisiert wird, zu etwas Mitteilbarem und sprachlich Bleibendem. Denn was den Inhalt, was die Substanz der Erfahrungen des Einzelnen mit der Naziherrschaft betrifft, so sind auch diese Erfahrungen etwas unentrinnbar Einmaliges und Unerreichbares. Auch für sie gilt die Gegebnheit, das was Geschieht einen solchen Vorsprung vor unserm Meinen hat, dass wir's nie einholen, und nie erfahren, wie es wirklich aussah.