am 9. Oktober 2018 Lieber Jürgen, Dank für Deinen Brief. Wünsche Dir sehr dass Du dich in Andalusien erholt hast, und dass Du guten Muts, guter Gesundheit, zuversichtlich und froh nach Deutschland zurückgekehrt bist oder zurückkehren wirst. Du fragst nach dem Bild vom Geburtshause meines Vaters, Detmolderstraße 1, Ecke Rathausstraße, wo die Hauptstraße in die Detmolder fließt. Mein Vater hat es bei seinem einzigen Nachkriegsbesuch in Europa im Spätsommer oder Herbst 1956, photographiert. Er wurde dort am 7. Juni 1899 geboren. Zu welchem Zeitpunkt mein Großvater Joe(l) Meyer es erworben hat, weiß ich nicht. Stehe unter dem Eindruck dass er es infolge seines ersten Konkursverfahrens entäußern musste, und dass er dann mit seiner Familie in die Rathausstraße zog. Ich meine zu erinnern, mein unbestimmtes Wissen stammt aus einem Bericht von Dir. Dank auch für das Dokument betreffs der jüdischen Bisurgia Göttingener Studentenverbindung von welcher mein Vater, infolge seiner Ehe mit einer Nichtjüdin, ausgewiesen wurde. Freundschaftliche Beziehungen zu jedenfalls einigen sein Bundesbrüder blieben bestehen. Außer meinem Vater, entdecke ich auf der Liste zwei bekannte Namen: H. Loewe, der auch in die USA emigrierte, und den mein Vater nach seiner Ankunft in New York 1938, zuweilen besuchte, und Kurt Grünbaum der mit meinem Vater auf wunderliche Weise ein zweites Mal bekannt wurde. Kurt Grünbaum war in Cambridge, Massachusetts gelandet und begab sich dort zu einem Augenarzt mit dem Namen seines einstigen Bundesbruders Meyer. Am Beschluß der Augenuntersuchung fragte mich mein Patient ob ich zufällig mit seinem verschollenen Bundesbruder Heinz Meyer verwandt wäre. Ich erinnere dass er dann meiner Eltern Einladung zu einem Besuch nach Konnarock, Virginia angenommen hat. Mein Sohn Klemens berichtet, aus welcher Quelle werde ich ihn gelegentlich fragen, Kurt Grünbaum hätte sich für die Ausweisung meines Vaters aus der Verbindung mit der Erklärunng entschuldigt: "Er (mein Vater) hat das alles so ernst genommen. Wir hatten es eigentlich garnicht so gemeint." Kurt Grünbaums Sohn und seine Schwiegertochter waren auch meine Patienten. Sie sprachen kein Deutsch und waren völlig amerikanisiert. Nochmals herzliche Grüße und Wünsche für ein gesundes zufriedenes Leben. Dein Jochen