X-Account-Key: account1 X-UIDL: 11e8-7ef6-065093ac-a5e5-00212800dfd6 X-Mozilla-Status: 1001 X-Mozilla-Status2: 00000000 X-Mozilla-Keys: Status: U Return-Path: Received: from mx-nighthawk.atl.sa.earthlink.net ([207.69.195.244]) by mdl-quaff.atl.sa.earthlink.net (EarthLink SMTP Server) with SMTP id 1FAqPX6k43Nl3420; Tue, 3 Jul 2018 15:19:41 -0400 (EDT) Received: from elasmtp-curtail.atl.sa.earthlink.net ([209.86.89.64]) by mx-nighthawk.atl.sa.earthlink.net (EarthLink SMTP Server) with ESMTP id 1FAqPU7Fp3Nl37K1 for ; Tue, 3 Jul 2018 15:19:38 -0400 (EDT) DKIM-Signature: v=1; a=rsa-sha256; c=relaxed/relaxed; d=earthlink.net; s=dk12062016; t=1530645721; bh=+f7vnt9cEhH/vf/2zygPqlThXUof6XXIyBBz NyorRUg=; h=Received:Subject:To:References:From:Message-ID:Date: User-Agent:MIME-Version:In-Reply-To:Content-Type:Content-Language: Content-Transfer-Encoding:X-ELNK-Trace:X-Originating-IP; b=W2HOIL2 45+2hRhxnhUGNuDgF8TtV3R0u/vcsTzWh65bQdYqqQ6oOW6U0/ytTyiRoGT5q62kR+Z 7eH3G4d4DCgSqYQECzRko/cavFGJT6+otwbf+omracsv/8bdMKkURF67Pd7uhBpeLV2 5SmwD4h5dtBQTal/JnQJODFrgq3BofK36nze9urU599IA0AanMOvjU6bi+l94562sj8 A2r2FNzhfykzjkjWMya0Y3v4BbqtECLDvBFcBAjpHzYgMq63you0PCHcg9Qh/RO2inz 8Abw9kJcsMYiY4yhaBxcF+FbrqPKP9bTgZoKCsBUGuYa4n+QVvGHOH58Syg1tV4tX5w == DomainKey-Signature: a=rsa-sha1; q=dns; c=nofws; s=dk12062016; d=earthlink.net; b=rSl6li1dcuAmZe8IeVdI1LtHc973CRVtEm1rJPJuC0s16I2OAzH/6R91dwJ/0ssGT6Qu2k9FaeXbx3cUp0SW4KIkP5NOjRniPP10CbyW4s3OWOhSbBwxpzOffUgkW8TfUhu0POnfpzCxEeHprzsJ/GeGPFNrXxo4N9n+1zMgLipivTvJ/eM+EQCERiy/7Q5EF6RUTqzJkVTz398nJyBH4pyOCHZGNNSScrl1DzJsAvMUvRcvleUu7lY/B2F6tDbAfgecpACQGFv7wmM+audhvuQTCIkkYSmulOBUN2uFIHcyHyDRj4mXchYVq5y0agc14vMTgBuGUEqd8to9YjsRTw==; h=Received:Subject:To:References:From:Message-ID:Date:User-Agent:MIME-Version:In-Reply-To:Content-Type:Content-Language:Content-Transfer-Encoding:X-ELNK-Trace:X-Originating-IP; Received: from [96.252.35.163] (helo=[192.168.0.6]) by elasmtp-curtail.atl.sa.earthlink.net with esmtpsa (TLSv1.2:ECDHE-RSA-AES128-GCM-SHA256:128) (Exim 4) (envelope-from ) id 1faQsC-0004a9-KO; Tue, 03 Jul 2018 15:22:00 -0400 Subject: am 3. Juli 2018 To: Bernd Strangfeld References: From: Ernst Meyer Message-ID: <115e6849-7cd3-0568-b04d-84581ea35e82@earthlink.net> Date: Tue, 3 Jul 2018 15:19:28 -0400 User-Agent: Mozilla/5.0 (X11; Linux i686; rv:52.0) Gecko/20100101 Thunderbird/52.8.0 MIME-Version: 1.0 In-Reply-To: Content-Type: text/plain; charset=utf-8; format=flowed Content-Language: en-US Content-Transfer-Encoding: 8bit X-ELNK-Trace: 6bf6b9ecace9557dc8ad50643b1069f8239a348a220c260900f22fa06ee2f8d51aa37277e6df5816a7ce0e8f8d31aa3f350badd9bab72f9c350badd9bab72f9c X-Originating-IP: 96.252.35.163 X-ELNK-TLSInbound: 1 X-ELNK-Received-Info: spv=0; X-ELNK-AV: 0 X-ELNK-Info: sbv=1; sbrc=-0; sbf=c0; sbw=010; Liebe Gertraud, lieber Bernd, Vielen Dank für Euern Geburtstagsbrief der mit so warmer, freundlicher Sommersonne strahlt, dass ich nicht weiß wie ihn zu erwidern, ohne als Lebensglückspielverderber aufzutreten, und dies schon gleich mit dem Ärger welche die Klebrigkeit meines Umgangs mit den anderweitig kristallklaren Worten der geliebten deutschen Sprache auslösen möchte. Hab soeben die Etymologie des Ausdrucks "Nostalgia" nachgeschlagen, um zu ermessen ob ich Euch ein Klagelied über die Nostalgie nach dem einfachen, scheinbar unzweideutigen Begriff "Wahrheit" meiner nun so entfernten Kindheit anstimmen sollte. Meine Eltern verwalteten und bewachten das Wahre mit untrügbarer Selbstverständlichkeit, ins besondere meine Mutter die nicht nur die Wahrheit meiner Worte sondern die Wahrheit meiner Gedanken zu bestimmen vermochte. Damals muss ich als wahres Kind meiner Eltern erschienen sein, denn noch heute besinne ich mich wie meine Großmutter mütterlicherseits sich beklagte, ich müsse doch nicht "jedes Wort auf die Goldwaage legen." Und heute, heutzutage ist die Sicherheit und Selbstverständigkeit des Kindseins verflüchtigt und verflogen. Ich verbringe die mir noch bleibenden Tage meines Lebens in einem Dunst schopenhauerischer Vorstellungen, darunter die Wahrheit zu entdecken ich zumindesten des 800 Seiten fetten Buches "Wahrheit" von Karl Jaspers bedürfte, ein Band der wegen mangelnden Willens wie er bekanntlich zur Vorstellung gehört, seit sechzig Jahren ungelesen auf Bücherregalen Staub fängt. Inzwischen hat sich mein Verständnis verwandelt. Schon seit langem erscheint mir die Sprache nicht mehr als Schlüssel den Schrank der Wahrheit zu öffnen, sondern ehr als ein Schutzschirm der dient sie zu verbergen. Denn dass mir heute, mit 88 Jahren, die Wahrheit erträglich wäre ist so unvorstellbar wie dass es mir gelänge einen Sack Kartoffeln auf meine Schulter zu heben. Ich betrachte einerseits das Preisen, und andererseits das Beklagen meines Alltags wie die entgegengesetzten Ende eines Trapezstabes dessen der Seilkünstler sich bedient um sein Gleichgewicht zu bewahren, wohl bemerkt dass einerunser unfähig ist irgendwo zu bestehn als zwischen den beiden Enden, in der Mitte, wo er sich im Gleichwicht, will sagen, im Recht befindet. Ein Absturz in die Tiefen, in den Abyss des Unrechts wäre so schrecklich dass er undenkbar ist. Damit ist meine Situation deren Inhalt sich jeglicher Beschreibung sträubt, formell bezeichnet. Nichts bleibt übrig als Euch meine dankbaren Hochsommergrüße mitzuteilen. Euer Jochen