Liebe Gertraud, lieber Bernd, wieder einmal herzlichen Dank für Euern Brief, der mich, wie stets, an die Brennpunkte Eueres Lebens erinnert, die Reisen, die Freundschaften und die Liebe zu Tieren und Pflanzen. Das sind Vorteile, Begünstigungen, auf die ich neidisch sein könnte, wenn ich statt so selbstzufrieden wie ich es nun einmal bin, ein neidischer Mensch wäre. Die Welt in welcher ich mich heute befinde hat Hölderlin einst überzeugend beschrieben: Am Abendhimmel blühet ein Frühling auf; Unzählig blühn die Rosen und ruhig scheint Die goldne Welt; o dorthin nimmt mich Purpurne Wolken! und möge droben In Licht und Luft zerrinnen mir Lieb' und Leid! Doch, wie verscheucht von töriger Bitte, flieht Der Zauber; dunkel wirds und einsam Unter dem Himmel, wie immer, bin ich Komm du nun, sanfter Schlummer! zu viel begehrt Das Herz; doch endlich, Jugend! verglühst du ja, Du ruhelose, träumerische! Friedlich und heiter ist dann das Alter. Es sollte mich wundern wenn ich Euch diese Strophen nicht schon vormals, vielleicht mehrere Mal zitiert habe. Sollte ich mich schämen es zu bekennen: Friedlich und heiter ist auch mein Alter. Ich habe es nicht verdient. Ich sende Euch meine herzlichen Wintergrüße. Jochen