Das Ziel, der Zweck, der Sinn des Denkens ist keine Formel, kein Algorithmus, keine Gleichung, kein Ausspruch und kein ausdrücklicher Beschluss. Vielmehr ist dieses Ziel ein Einsehen, ein Verstehen, ein Können, eine Vorstellung, eine Lebenskunst, wodurch der Denkende befähight wird, sich selber, sein Leben, und in gehörigem Maße seine Umwelt zu beherrschen. Wie etwa die Stoikers, jedoch ohne ausdrueckliche Mahnung. Auch Spinoza. Aber Kant? Ich vermute diese Fähigkeit, diese Kraft, diese Virtu, diese Wirksamkeit ist nicht en gros erreichbar, erzielbar, sondern muss in geringen Sätzen, Stück um Stück erworben werden. Sie gilt in den Bereichen der Erkenntnis, der Beziehungen zu anderen Einzelnen, zu Gruppen, zur Gesellschaft, zum Gewerbe, zur Umwelt, zur Natur. Das philosophische Denken mündet zuletzt in Weisheit. Hannah Arendts bedeutender Beitrag zur Ethik war ihr tiefes Verstehen um die Banalität des Bösen.