19971019.00
Die Wissenschaft, wenn sie gueltig und wirksam ist, uebt
einen Zwang auf das Innere, auf die Subjektivitaet aus. Es ist
dem Menschen unmoeglich diesen Zwang zu uebersehen oder zu
verkennen.
Es liegt zum Beispiel in der Grammatik, in der Semantik, in
der Wissenschaft von der Bedeutung der Worte, die Macht das
Gemuet des Menschen zu verwandeln.
Es ist ueberhaupt eine Taeuschung, eine irrige,
irrefuehrende Schluszfolgerung unseres Selbsterhaltungstriebes,
vorauszusetzen, dasz das Ich, dasz die Subjektivitaet
unwandelbar, unverwandelbar waere. Wenn ein Mensch unbefangen die
Schwankungen der eigenen Stimmung, das anwachsende Wissen, das
schwindende Gedaechtnis betrachtet, wie vermag er dann noch
anzunehmen, dasz sein Ich ein gleiches bleibt.
Die Wissenschaftlichkeit der Wissenschaft zu ergruenden
heiszt also nicht lediglich auf ihre Begrenztheit hinzudeuten,
sondern heiszt zugleich ihre Wirksamkeit, in und durch das
Individuum, zu begreifen; zu verstehen, wie sie das Individuum
verwandelt und durch das Individuum, die Welt.
Das Subjektive wird bestaendig durch die erkannte erlebte,
gewuszte Welt verwandelt.
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