19971221.00

     Bis auf Spinozas und vielleicht Schopenhauers, setzt Ethik
die Freiheit des Willens voraus; setzt voraus, dasz der Mensch zu
entscheiden vermoechte, was er wollte, und daraufhin, seinem
Entschlusz entsprechend zu handeln.  Das ist aber alles
uebertrieben vereinfacht; beweisend wie laessig unsere
Beobachtung, wie ueberwaeltigend beeinfluszt wir sind von
Vorstellungen und Begriffen.  Denn mir scheint, dasz dieses
Theorem, dasz wir nur eine scheinbare Gewalt ueber unsere
Handlungen besitzen, durch schlichte ehrhliche Beobachtung
bewiesen wird.  Bedeutender scheint indes, mit welcher
Leichtigkeit wir uns ueber die vermeinte Freiheit unseres Willens
taeuschen, wie diese Taeuschung ein unentbehrliches Bestandteil
politischer und juristischer Denkweisen auf jeder Stufe.

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