19980124.01

     Welches Ziel hat unser geistiges Tun und Wirken?  Soll es
zur Verinnerlichung fuehren, damit die Verinnerlichung, wie
Kierkegaard sie will, aus uns Christen machen um uns zu erloesen?
Ist es ein Mittel der umfassenden Erziehung, um uns
wirkungsvoller, tuechtiger, im gesellschaftlichen Zusammenwirken
tauglicher zu machen?  Ist es ein Beruf, etwa ein geistiges
Handwerk, mittels dessen wir uns unseren Unterhalt verdienen?
Oder ist es nur ein Spiel, womit wir uns die Zeit vertreiben?

     Es bleibe dahingestellt, ob es hoechste Weisheit oder
groebster Unsinn ist ueber das Denken ueber das Denken
nachzudenken.  Goethe hat bekanntlich gesagt:r "Ich habe nie
ueber das Denken gedacht," und hat sich damit geziert.

     Ich schlage vor, dasz das Denken ueber das Denken anderer
Ordnung ist, als das Denken ueber die Welt. Und das Denken ueber
das Denken ueber das Denken wiederum hoehere Ordnung als das
Denken ueber das Denken.

     Ich schlage vor das jenes Denken hoeheren Grades eine
metabasis eis allo genos bewirkt; insofern als dieses Denken ein
Denken ueber sich selbst ist, ueber sein eigenes Denken, und die
Ergebnisse dieses Denkens deshalb nicht objektiv sein _koennen_;
und deshalb nicht wie sonst objektives allgemein zugaengliches
Wissen darbieten koennen. So mag man die Ergebnisse dieses
Denkens hoeherer Ordnung als eine Art Dichtung betrachten, die
nacherlebt, nachgedacht, die eingeuebt werden musz wie eine
musikalische Partitur; die entsprechend einer solchen fuer manche
Geister unwiederholbar sein mag; vielleicht aber doch anderen zu
wirklicher Erbauung dienen moegen.

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