19980128.00

     Man ist bestrebt, die Erkenntnistheorie so allgemein wie
moeglich zu gestalten. (auszufuehren, darzustellen, erfassen) Man
fordert, durchaus im Geiste des Aristoteles, _eine_ Theorie, eine
einzige Erklaerung; weil die einzige Erklaerung in ihrem
Augenblick, d.h. im Augenblick des Erklaerens oder des
Erklaertseins den gesammten Bereich des Gewuszten, und vielleicht
auch des Wiszbaren zu erfassen scheint, und somit als die
Maechtigste, alles begruendende und alles erklaerende auftritt;
in dem selben Sinne wie Gott als "prime mover" identifiziert
wird.  Der Nachteil aber einer so weit und tiefgreifenden
Begriffserklaerung ist, dasz sie leer ist; dasz sie kaum mehr
enthaelt als ein Spiegelbild der anspruchsvollen Hybris die Welt
zu begreifen.

     Eine sinnvollere Erklarung des Wissens statt sich auf
weitestes Gebiet auszudehnen, geht ins Einzelne und bedenkt den
einzelnen Fall.  Vorerst das Gebiet einer einzelnen Wissenschaft,
dann dessen Aufteilungen hinab - oder hinauf, - wie immer man es
sehen will, - zu der einzelnen einzigartigen (unique) und
einmaligen Situation circumstance, Umstaende) in welchen der
Einzelne mich dieses Wissens bedient oder es bewertet.

     So verwandelt sich das das Schema der Erkenntnistheorie.
Aus einem ueberwiegend (vorangig) logisch mathematischen Schema
in eine Methode psychologischer und soziologischer Forschung.

     Die Unzulaenglichkeit des umfassenden Schemas besteht darin,
dasz es zum Tatsaechlichen kaum eine Beziehung hat, - oder gar
keine.  Theoretisch, vorgeblich, sollte das umfassende
erkenntnistheoretische Schema das Wissen begruenden und
ermoeglichen. Genauer betrachtet tut es dies garnicht. Soviel ich
weisz, haben die umfassenden, allgemeinen erkenntnistheoretischen
Bestimmungen fast keine praktische Bedeutung.

     Ganz anders dagegen ist die existentielle Analyse des
Erkenntnisverfahrens. Dieses hebt an von des Menschen jeweiligem
Bewusztsein seines Wissens, des Wissensdranges und dieses Dranges
Befriedigung, wie unvollkommen sie nun auch immer sein mag.

     Das jeweilige Wissen hat, im allgemeinen, zwei Teile.  Da
ist erstens die Vorstellung des vermeintlich Gewuszten....

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