19980202.01
Was heiszt ueben?
Die geistig-seelische Taetigkeit welche auf das Subjektive,
auf die Inwendigkeit des Menschen abzielt, laeszt sich am besten
als ein Ueben bezeichnen, im Gegensatz zu der gewohnlicheren
Taetigkeit deren vermeintes Ziel das Besitzergreifen von
begrifflichen Dingen ist, deren tatsaechliche Wirkung aber darin
besteht, dasz der Einzelne umso enger und wirkungsvoller in das
gesellschaftliche Geflecht einbezogen wird.
Ueben bezieht sich ja auch auf Aeuszerliches. Man uebt sich
in einer Sprache, man uebt sich im Rechnen, in der Musik. Aber
das Ergebnis der Uebung ist dann nicht dasz man von dem Inhalt
des Geuebten irgendwie Besitz ergreift, nicht einmal, dasz man es
irgendwie "versteht", dasz man es ergruendet. Das Ergebnis des
Uebens ist die Steigerung der eigenen Faehigkeiten mit dem
Geubten umzugehen. Das Ueben veraendert nicht die Welt: es
verwandelt den Uebenden. Es befaehigt den Uebenden das Eingeuebte
zu verstehen; ergruenden aber vermag es es nur insofern er sich
selbst ergruenden kann. Das Ueben eroeffnet dem Uebenden die
Augen und laeszt ihn das bisher Ungesehene erschauen.
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