19980202.02
Was es heiszt ein Subjekt zu sein
Schon die Aufforderung zu erwaegen, Was es heiszt ein
Subjekt zu sein, befremdet; denn der Ausdruck "Subjekt" ist in
diesem Zusammenhang unbeholfen. Wer ihn benutzt setzt die
Verstaendlichkeit des Ausdruecks voraus, obgleich es moeglich
ist, dasz er ihn selbst nicht versteht.
Was es bedeutet objektiv zu sein, das weisz jeder. Denn
objektiv zu sein, oder jedenfalls es zu werden, ist die
ausdrueckliche Absicht all unserer Erziehung welche uns darauf
abrichtet einander so eindeutig wie moeglich zu verstehen, mit
dem Ergebnis, dasz das eigene Denken und Fuehlen dem der
Gemeinschaft voellig unterworfen wird, dasz unsere Gefuehle,
Gedanken und Urteile tatsaechlich ununterscheidbar von den
Gefuehlen, Gedanken und Urteilen anderer "objektiver" Menschen
sind; Ja, dasz wir selbst, oder jedenfalls jeder einzelne von uns
von dem naechsten so ununterschiedlich wird, dasz die eigene
Persoenlichkeit voellig unterdrueckt, und ein jeder von uns
nichts mehr als ein Doppelgaenger des Naechsten ist.
Nun ist offenbar diese Verschmelzung mit der Gesellschaft
nicht voellig befriedigend. Wie sehnlich auch immer man auf sie
hinarbeitete so laeszt die Objektivitaet vieles zu wuenschen
uebrig.
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