19980321.01

     Zugegeben also, dasz insofern die Subjektivitaet die
Wahrheit ist, die Objektivitaet die Unwahrheit sein musz, denn
was sollte der Vordersatz, die Praemisse, anders bedeuten?  so
draengt sich die Frage auf, wie sich sie behauptete (alleged)
Unwahrheit der Objektivitaet mit deren unverkennbarer
(unleugbarer, unbestreitbarer) Wirksamkeit vereinbaren laeszt.

     Die Wirksamkeit des Objektiven bleibt unbestritten.  Befragt
aber musz werden, was denn diese Wirksamkeit bedeutets, ob sie
wegen oder trotz der Objektivitaet zustande kommt.  Aber mir
scheint, dasz wir den Ausdruck objektiv in mehr als einem Sinne
benutzen; dasz die Objektivitaet die wir als wirksam betrachten
keineswegs dieselbe Objektivitaet ist uns unwahr duenkt; womit
nicht angedeutet (gesagt) sein soll, dasz die Wirksamkeit das
Kriterion des Wahren ist.

     Es ist ein Irrtum aus dem Gebrauch eines Wortes dessen
eindeutigen Sinn vorauszusetzen.  Genau bedacht hat ein Wort bei
jedem Benutzen einen etwas verschiedenen, einen besonderen Sinn,
der sich von anderen Anwendungen unterscheiden laeszt, dabei aber
die Bestimmung hat, diese verschiedenen Anwendungen einander
anzugleichen.  Das Wort verfehlt also seine Bestimmung.  Es
vereinbart (reconciles) verschiedene Bedeutungen in nur
beschraenktem Masze, ein Masz das in der Zusammenwirkung der an
dem Begriffe Beteiligten zum Ausdruck kommt.  Der Beschraenktheit
(Begrenzung, Grenze, Begrenztheit, Limitation) dieser
Zusammenwirkung entspricht die Unbestimmtheit des Begriffes.

     Der Begriff ist abgerichtet eine Einstimmigkeit zu schaffen,
welche letzten Endes jedoch im Anstreben auf gewisser Stufe
arretiert wird, und somit nie erreicht, die Vorstellung dessen
aber verlockt und verwirrt.

     Die existentielle Hermeneutik soll es als ihre Aufgabe
betrachten den idealisierten Begriff einerseits auf sein
Entstehen und andererseits auf seine Auswirkung zu beziehen.  und
deren letgztliche Unvereinbarkeit darzustellen.  Somit wird
grosze Unbestimmtheit in die Erkenntnistheorie eingefuehrt.
(introduced). Und diese Unbestimmbarkeit soll als das Merzeichen
der Wahrheit erkannt werden.

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