19980401.02

     Es ist verstaendlich, dasz der Lehrer um den Erfolg der
Mitteilung seiner Gedanken und Gefuehle besorgt sein sollte.  Es
ist ja sein beruf.  Anders der Schueler, der es vielleicht
vorzieht von des Lehrers Gedanken, am wichtigsten aber, von des
Lehrers Person in Ruhe gelassen, befreit zu sein.  Das Beduerfnis
verstanden zu werden, nicht weniger als das Beduerfnis zu
verstehen, hat seine Grenzen; dasz um seine Freiheit, um seine
Unabhaengigkeit zu bewahren, der Mensch (beyond a certain point)
ueber ein gewisses Masz hinaus, nicht verstanden werden _will_.

     Inbegriffen in alle hermeneutischen Versuche ist die
irrtuemliche Voraussetzung, dasz das Verstaendnis unbedingt
wuenschenswert waere.

     Die Beduerfnisse einerseits verstanden zu sein andererseits
aber nicht verstandenden zu sein: sind ein Hin und Her, ein
Systole und Diastole, wie so manches andere am seelischen wie
auch am koerperlichen Menschendasein.

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