19980401.03

     Bestaendig meinen wir von Wirklichkeiten auszerhab unserer
selbst reden und schreiben zu sollen.  Tatsaechlich aber sind sie
uns unerreichbar; wir vermoegen auch nicht sie irgendjemand
anderem mitzuteilen.  Ich vermag allein Rechenschaft darueber
abzulegen, wie sich diese Dinge im eigenen Verstaednis spiegeln.
Dergleichen Spiegelbilder , sollte man meinen, sind zu gering,
als dasz sie der Muehe lohnten, sich mit ihnen zu befassen.  Und
gering sind sie auch, und ihre Bedeutung liegt nicht in dem, was
sie vorstellen; die Bedeutung liegt auch nicht an mir, in dessen
Gemuet die Spiegelung vor sich geht.  Die Bedeutung liegt
ausschlieszlich im Bereich des Lesers, dessen eigenes Denken und
Fuehlen sich an dem Gebotenen, wie an einem Gitterwerk entwickelt
und entfaltet.

     Dem entsprechend kommt es auf den spezifische Gegenstand der
Betrachtung sehr wenig, oder garnicht an.  Auch nicht, wo man
meint ueber die letzten und hoechsten Dinge reden zu koennen oder
zu sollen. Darum ist die objektive Wahrheit, was immer man sich
darunetr vorstellen moechte, verhaeltnismaeszig belanglos. Denn
auch aus "Unwahrem" ist etwas zu lernen. Auch an "Ungueltigem"
vermag der Mensch sich zu entwickeln und zu bilden.  Wie
erbaermlich wenn es anders waere.  Worauf es ankommt ist die
Leidenschaftlichkeit des Vermittlers, des Autors, denn auf sie
und nur auf sie kommt es an.

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