19980425.01
Die ganze Existenzphilosophie, so scheint es mir, ist zu
verstehen als Gegenwirkung (Reaktion) auf die uebermaeszige
Vergesellschaftung der Massenkultur der industrialisierten Welt;
eine Kultur welche den Einzelnen der Einsamkeit beraubt, welcher
er fuer die Gesundheit, fuer den Frieden seiner Seele beduerftig
ist. Bei allem was seit Aristoteles ueber die Abhaengigkeit des
Einzelnen von der Gesellschaft und seiner Zugehoerigkeit zu ihr
gesagt worden ist, so isat es doch unverkennbar, dasz der Mensch
beider, der Abhaengigkeit und der Unabhaengigkeit bedarf. Und
dasz die Dialektik von Einsamkeit und Gesellschaft eine der Natur
nachgekuenstelte ist. Die Aufgabe ist das Zwitterschicksal des
Menschen zu begreifen; denn es ist moeglich dasz diesem Begreifen
eiaen gueltigere (wirksamerere) Bewaeltigung des Lebens
entspringt; vielleicht aber dasz dies Begreifen diese wirksamere
Bewaeltigung des Lebens schon ist. Darueber aber darf derjenige
der sich in der Krise des Begreifens befindet sich kein Urteil
erlauben.
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