19980713.02

     Im Gegensatz zum Verstehen des Einzelnen den ich verstehe
wie ich mich selbst verstehe, dem ich mein eigenes Fuehlen und
Denken beimesse, (zurechne, zuschreibe) ist mein Verstaendnis der
Welt ein kuenstliches Gedankengebilde, ein welches ich meinen
Faehigkeiten, Kenntnissen und Erlebnissen gemaesz entwerfe,
welches tatsaechlich ein Kunstwerk (artifact) ist, obgleich ich
es mir (und anderen) als unbedingt (absolut) natuerlich und
selbstverstaendlich vorstelle.  Tatsaechlich aber ist dies
Weltbild nicht weniger veraenderlich als all die anderen
geistigen Gebilde die ich entwerfe.

     Dasz es aber nur ein einziges Weltbild geben sollte, weil
die Welt die es spiegelt fuer alle Menschen ein und dieselbe ist,
ist eine Annahme die voraussetzt, dasz dies Weltbild tatsaechlich
die Welt vollstaendig und erschoepfend abbildet.  Diese
Voraussetzung aber ist irrtuemlich.  Das Weltbild ist nie mehr
als fragmentarisch und lueckenhaft.  Es wird jeweils vom
Einzelnen geschaffen, je nach seinem Erleben, und es wandelt sich
mit diesem; so dasz ein einziges bleibendes ewig
unveraenderliches Weltbild eine Unmoeglichkeit, eine Absurditaet,
ist.  Man braucht ihn nur auszusprechen, um von der Gueltigkeit
dieses Satzes ueberzeugt zu sein.

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