19981004.00
Man koennte behaupten, meine Abneigung gegen die
Organisation, gegen die gesellschaftliche Einrichtung (social
institution) beruhe auf Egoismus, auf Geltungsbeduerfnis; weil es
mir nicht gelingt die Organisation zu dirigieren, oder gar sie zu
besitzen, will ich nichts mit ihr zu tun haben.
Letzten Endes laeszt sich darueber nicht entscheiden.
Bewuszt bin ich mir nur der Tatsache, dasz es der Wissensdrang
und seine Befriedigung ist, der mich von anderen Menschen trennt,
und der mir die gesellschaftliche Organisation, und vielleicht
sogar die Gesellschaft selbst, unannehmbar macht.
Die Gesellschaft, welche guensigens den Menschen naehrt,
birgt und beschuetzt, wird ihm unter ganz bestimmten Umstaenden
bedrohlich. Es waere tunlich diese Bedrohlichkeit der
Gesellschaft naeher zu beschreiben. Ohne Zweifel aber erstreckt
sie sich auf die Gebiete des Wissens, des Verstehens; und sie tut
dies je hoeher der Einzelne das Verstehen wertet, je
lebenswichtiger es ihm ist.
Zugleoich ist nicht zu uebersehen in wievielen Beziehungen
der Einzelne in seinem Wissen von der Gesellschaft abhaengig ist,
vorerst von der Sprache im allgemeinen, hernach von den
verschiedenen Wissenssammlungen (Thesaurie) und Schaetzen welche
sich im Laufe der Jahrhunderte angesammelt angehaeuft haben.
So betrachtet ist es viellciht nicht die
Gesellschaftsorganisation als solche welche ich ablehne; es ist
nur meine geringe Stellung in ihr die mir unannehmbar ist; die
mit meinem Wissensstreben und mit meinem Wissenbehauptungen
unvereinbar.
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