19981127.00

     Die vergangenen zwei Wochen sind unter bestaendiger
Beschaeftigung mit dem neuen Anbeu zum Hause wie verflogen. Der
Zimmermann ist ein sehr faehiger und genialer Mensch, aber
impulsiv und unberechenbar, so dasz ich mich genoetigt fuehle
jeden morgen sein taegliches Vorhaben mit ihm zu besprechen.
Gestern hat er die Balken des Fuszbodens zum dritten Stockwerk
eingebaut. Morgen arbeitet er nicht sondern feiert seinen
vierzigsten Geburtstag. Sonnabend wird er voraussichtlich die
Sperrholzdeckung (plywood sheathing) dieses Fuszbodens vornehmen,
dann, am Sonntag, denn auch Sonntags arbeitet er, deren Waende
aufziehen.  Danach fehlt nur noch das Dachgeruest, welches
voraussichtlich Ende naechster Woche fertig sein soll: und damit
waere der schwierigste (und teuerste) Teil des Baus
abgeschlossen. Bis jetzt ist der Bau ohne Schwierigkeiten und
ohne uerwartete Zwischenfaelle abgelaufen.  Ich darf aber nicht
erwarten, dasz dies so weiter geht.

     Es bedarf auch keiner weiteren Erklaerung, weshalb ich mir
nicht mehr Zeit zu theologischen Studien erlaubt habe. Das
wenige, das ich im Hebraeerbriefe gelesen habe, beunruhigt mich,
insofern als ich es nicht ohne wesentliche Vorbehalte gutheiszen
kann, beunruhigt mich in Angesicht der Tatsache, dasz es mir in
meiner Kindheit als Pflicht auferlegt ist, die Worte der Bibel
als Gottes Worte unkritisch zu "glauben"; und wo ich nun erkenne,
wie verdorben die Uebersetzungen alle sind, und dasz von sehr
vielen Stellen kein Pfarrer und kein Gelehrter zu sagen vermag,
was sie denn eigentlich bedeuten, fuehke ich mich irre gefuehrt
und betrogen, es sei denn dasz auch die Ausfuehrungen eines
unverstaendlichen Textes als "Zauberworte" fuer heilig erklaert
werden sollten. Aber waere der Glaube an die Zauberkraft (Magic)
des Wortes nicht entsetzlichste Gotteslaesterung? Da sag ich mit
Goethe, "Mir wird von alledem so dumm, als ging ein Muehlrad mir
im Kopf herum."

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