19981120.00
Estin de pistis elpizomenon hupostasis,
pragmaton elengchos ou blepomenon.
Est autem fides sperandarum substantia rerum,
argumentum non apparentium.
Es ist aber der Glaube/ eine gewisse Zuuersicht/
des/ das man hoffet/ und nicht zweiveln an dem/
das man nicht sihet.
Now faith is the substance of things hoped for,
the evidence of things not seen.
And what is faith? Faith gives substance (or assurance)
to our hopes, and makes us certain of realities we do not see.
Faith is the trace (sediment, Abglanz) of things hoped for,
Faith is the refutation (controversion)
[of things which are seen]
by things which are not seen.
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Ich frage, ob man "hupostasis" mit "Substanz" uebersetzen
sollte, ins besondere wenn man mit Substanz den Kern, den
wesentlichen Bestandteil, einer Sache bedeuten will. Vielmehr
stelle ich mir "hupostasis" als so etwas wie Bodensatz, oder
Niederschlag, (sediment or precipitate), vor, als Abglanz des
Wirklichen, des Wirksamen, des Erhofften. Denn den Glauben als
"Substanz" des Erhofften zu bezeichnen, bedeutet ja, dasz das
Erhoffte weniger kraeftig, weniger gueltig waere als der Glaube
daran: dasz der Glaube so beschrieben der eigentliche Unglaube
sei, insofern als er die Gewiszheit und Macht, die Gueltigkeit
des Erhofften in die Sehnsucht danach verlegt.
Auch die verschiedenen, sich widersprechenden Uebersetzungen
von "pragmaton elengchos ou blepomenon" erscheinen mir
zweifelhaft. Elengchos bedeutet weder "evidence" noch bedeutet
es "Nichtzweifeln." "Elengchos" besagt argumentative
Widerlegung: und die naechstliegende Uebersetzung moechte sein,
dasz der Glaube die Widerlegung des Unsichtbaren ist. Dies
moechte der Fall sein, insofern der Glaube das Unsichtbare
sichtbar macht, und es in dieser Weise als Unsichtbares aufhebt.
Es ist auch denkbar, dasz der Glaube das Unsichtbare verschmaeht,
(im Sinne von Heine-Nietzsche-Rilke-Bonhoeffer) auf das Irdische,
das Gegebene, das Konkrete zielt.
Eine radikale Konjektur wuerde zu bestimmen versuchen, dasz
bei der Abschrift des Textes der Ausdruck "tou blepomenou",
dessen Wurzel vermutlich doppelt im Urtext stand, versehentlich
ausgelassen wurde. Dann waere der Sinn des Urtextes: "Der Glaube
ist die Widerlegung des Sichtbaren durch das Unsichtbare."
Um dieser Vermutung nachzusforschen fehlt mir jedoch die
notwenige Gewandheit im Griechischen, sowie auch die
ausfuehrliche Kenntnis des biblischen Textes.
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