19990324.01 Ich habe mehrmals im Laufe der Jahre versucht mir Rechenschaft ueber meine Arbeit, ueber mein Schaffen uind Schoepfen abzulegen, und werde jetzt, wo die Jahrtausendwende naht, wiederum einmal dringlich daran erinnert. Als ich juenger war, habe ich mir mahnend vorgetragen, was ich denn im Jahre 1980 oder 1985, im Jahre 1990 oder 1995 wuerde geleistet haben. Nun liegen diese Termine, diese Zeitpunkte alle laengst hinter mir. Die Frage aber bleibt unbeantwortet. Was ich aufzuzaehlen haette, scheint mir belanglos und kuemmerlich, so dasz ich mich schaemte es auch nur zu erwaehnen. Andererseits aber scheint mir das Leben, das Erleben welches die erwuenschenten Ertraege hervorbringt (erzeugt), welches fuer diese verausgabt wird, welches sich in diesem Hervorbringen verausgabt, dies Leben selbst scheint mir von ueberwiegender (hervorrangiger) Bedeutung. Es ergibt sich in der Einschaetzung des Lebens ein Problem, das Problem naemlich des Welthistorischen. Der Mensch erkennt sich als ein Teil der Geschichte. Es widerstrebt ihm in ihr unterzugehen. Er will sich in ihr behaupten. Er will in ihr wesentlich werden. Er ist sich seiner koerperlichen Sterblichkeit bewuszt. Er ist bestrebt diese in der historischen Unsterblichkeit aufzuheben. Im Grunde was es das was auch ich mit meinem Schaffendrang bestrebte. Hieraus ergeben sich zwei Betrachtungen: die erste ueber die Unbestimmtheit des Bewusztseins im Zeitlichen: dasz das Erleben stets ein jetzt, dasz es stets gegenwaertig ist; dasz aber das objektive Bild, die Vorstellung die der Mensch von sich hat in der Vergangenheit liegt, dasz sie, m.a.W., historisch ist. Die zweite Betrachtung betrifft den naturgemaeszen Lebenwillen diesen Ausdruck des Selbsterhaltungstriebes welcher das koerperliche Nichtsterbenwollen mit dem geschichtlichen Nichtsterbenwollen ergaenzt. Demgemaesz ist der Wille zum Welthistorischen Ausdruck des Wunsches nach Unsterblichkeit und musz in dieser Hinsicht miszbilligt werden. * * * * *

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