19990510.02
Vielleicht ist es tunlich umgekehrt anzufangen: mit keiner
Voraussetzung anders als der dasz die Menschen, wie alle
Lebewesen, sich bewegen, dasz diese Bewegungen ihnen bewuszt
werden, und sie sie damit als Handlungen erkennen; und dasz eine
Welt besteht, und es vorerst jedenfalls dahingestellt bleiben zu
lassen, ob oder in wie fern diese Welt gut ist, und ob und
inwiefern die Handlungen nach einem einigen Ziel gerichtet
waeren, und mit welcher Begruendung oder Berechtigung dies Ziel
als Gut bezeichnet werden sollte. Da Welt und Handlungen
offensichtlich unterschieden von einander sind, ist es auch
tunlich sie separat zu behandeln, es sei denn, dasz die
Betrachtung des einen unerwartet in den Bereich des anderen
durchbraeche, ein Zufall der aber keineswegs zu erwarten ist.
Dasz ich mir meiner Handlung bewuszt bin, ist unabtrennbar
von dem Bewusztsein meiner selbst, unabtrennbar von dem cogito
ergo sum. Entsprechend will ich, dasz diese Handlung nicht
weniger wertvoll ist, als ich selbst es bin. Fuer mich sind Wert
und Ich untrennbar. Die Vorstellung einer Ursuende dient dann
auch vorerst dazu, um den unterliegenden Wert meiner selbst zu
betonen und zu bestaetigen.
Die Handlung ist eine Bruecke zwischen dem Bewusztsein
meiner selbst und der Auszenwelt. Ich beurteile die Art, die
Qualitaet der Handlung teils nach ihrem bewuszten Zweck, teils
nach ihren Folgen insofern ich diese festzustellen vermag. Meine
Handlung hat als ihren Zweck, mein Zuhause in der Welt zu
sichern; eine Welt zu schaffen in der ich zu ueberleben, zu
leben, zu gedeihen vermag: und insofern die Handlung diese Zwecke
erfuellt beurteile ich meine Handlung als gut. Insofern die
Handlung diese Zwecke vereitelt, beurteile ich sie als schlecht.
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